Authentizität statt Trends – Wie Social-Media-Star Anna Strigl ihren einzigartigen Stil bewahrt

Anna Strigl zählt zu Österreichs erfolgreichsten Influencern mit einer beeindruckenden Fangemeinde von über 2,2 Millionen auf TikTok und fast 400.000 Follower*innen auf Instagram. Trotz anfänglicher Herausforderungen ließ sie sich nicht entmutigen und fand schließlich ihre Berufung in der digitalen Welt. Im Interview mit frisch-Chefredakteur Stv. Markus Gratzer erzählt Anna Strigl, wie sie den Druck des ständigen Online-Seins bewältigt und ihre persönlichen Erfahrungen nutzt, um anderen Menschen zu helfen.

Anna, möchtest Du unseren jungen Leser*innen erzählen, wie bei Dir alles angefangen hat? Was waren Deine ersten Schritte in den sozialen Netzwerken?

Ich habe mein erstes YouTube-Video im Alter von etwa 14 Jahren veröffentlicht. Damals war YouTube noch ganz jung. Ich habe meine Videos nur mit meiner Webcam aufgenommen, hochgeladen und dadurch schon einige Aufrufe bekommen. Durch meine YouTube-Videos wurde ich damals in der Schule gemobbt und meine Mitschüler*innen haben sich über mich lustig gemacht. Aufgrund der Mobbingattacken habe ich das Videomachen früh beendet. Mit der Zeit wurde ich älter, machte meine Matura und begann Wirtschaft zu studieren. Nachdem ich drei Semester absolviert hatte, merkte ich, dass mir das Studium zu trocken war und ich entschied mich, meinem Traum der Schauspielerei nachzugehen. Ich pausierte mein Studium, wanderte nach Amerika aus, um dort mein Leben fortzusetzen. Leider stellte sich heraus, dass ich damals ein Visum benötigte, um in Amerika zu bleiben. Um dies zu bekommen, musste man im Heimatland bekannt sein und zu diesem Zeitpunkt kannte mich in Österreich niemand. Schweren Herzens entschied ich mich, nach Österreich zurückzukehren und setzte mein Studium fort. Neben diesem Studium begann ich TikTok-Videos zu produzieren, um einen Ausgleich zu haben. Ich nahm mir vor, jeden Tag ein Video zu machen, egal was kommen mag. Mein Ziel war es nicht aufzugeben, auch wenn es hin und wieder schwer war. Damals konnte ich nicht ahnen, dass TikTok zu einer so großen Plattform heranwachsen würde. Vor vier Jahren kannte in Österreich noch niemand TikTok und ich hätte nie gedacht, dass ich davon einmal meinen Lebensunterhalt bestreiten könnte.

Welche Plattformen bevorzugst Du als Influencerin und gibt es eine bestimmte Plattform, auf der Du am aktivsten bist?

Ich bin auf Instagram recht aktiv und finde es toll, dort in meiner Story reale und ungefilterte Einblicke in mein Leben zu geben. Mittlerweile habe ich eine große Begeisterung für YouTube entwickelt. Dort lade ich meine Kurzvideos hoch und irgendwie habe ich festgestellt, dass bestimmte Konzepte auf YouTube besser funktionieren als auf TikTok. In letzter Zeit ist mir immer wieder aufgefallen, dass meine TikTok-Videos nicht die gleiche Reichweite erzielen wie auf YouTube.

Welche Themen liegen Dir besonders am Herzen?

Authentizität liegt mir sehr am Herzen. Früher habe ich oberflächlichen Unterhaltungscontent produziert, was okay ist. Doch ich spüre immer mehr, dass ich meine Erfahrungen teilen möchte und hoffentlich auch andere Menschen inspirieren kann, vor allem die junge Generation. Im Internet gibt es viel Inhalte, die nicht wirklich wertvoll sind und ich möchte nicht dazu beitragen Teil davon zu sein. Deshalb bemühe ich mich sehr, mit meinen Videos einen sinnvollen Beitrag zu leisten.

Wie entwickelst Du neue Ideen für Deine Inhalte und wie planst Du Deine Posts im Voraus?

Für mich hat das sowohl Vor- als auch Nachteile. Einerseits liebe ich die Spontanität, weil ich nicht im Voraus plane und meine Videos einfach aus dem Moment heraus entstehen. Wenn ich zum Beispiel um 16 Uhr eine Idee habe, setze ich mich direkt hin, beginne mit dem Schneiden der Videos und nehme das Voiceover auf. Diese Flexibilität ermöglicht es mir, Ereignisse direkt aufzugreifen, was oft sehr gut funktioniert. Andererseits habe ich auch gemerkt, dass diese Taktik nicht immer die Beste ist. Es kann mich den ganzen Tag über stressen, da ich nie wirklich abschalten kann, weil ich mir denke, dass ich für den Tag noch kein Video habe. Das wirkt sich auf mein Wohlbefinden aus.

Wer unterstützt Dich bei Deinen Projekten?

Bei meinen Videos bekomme ich keine direkte Unterstützung. Ich habe zwar ein Management, das sich um Kooperationsanfragen kümmert, aber ansonsten erledige ich den Großteil meiner Arbeit alleine.

Die Trends in den sozialen Netzwerken wie Tiktok oder Instagram ändern sich rasant. Wie bleibst Du über die neuesten Trends und Entwicklungen auf dem Laufenden?

Wenn man sich meine Inhalte anschaut, wird schnell klar, dass ich mich nicht als Standard-Influencerin sehe. Ich folge nicht vielen Trends. Stattdessen habe ich meinen eigenen, einzigartigen Stil, den ich ständig weiterentwickele. Meine Videos beschränken sich nicht auf eine bestimmte Nische, wie Beauty- oder Sport-Tutorials, sondern ich teile vielfältigen Content. Mal ist es ein Haar-Tutorial, mal eine persönliche Geschichte aus meinem Leben. Dadurch bin ich unabhängig von aktuellen Trends und mache bei diesen nur mit, wenn ich sie wirklich cool finde und Lust dazu habe. Ich stresse mich nicht, um immer auf dem neuesten Stand zu sein, sondern lasse die Dinge spontan geschehen.

Wie gehst Du mit dem Druck um, immer präsent und aktiv auf den sozialen Medien zu sein?

Ich gehe recht gut mit dem Druck um, ständig präsent und aktiv auf den sozialen Netzwerken sein zu müssen. Dabei ist mir aufgefallen, wie wichtig es ist, regelmäßig handyfreie Zeiten und Zonen einzuplanen. Zu bestimmten Uhrzeiten lege ich fest, dass es keine Anrufe oder Termine gibt, da viele nicht verstehen, dass mein Beruf viel Zeit für Verhandlungen und Calls mit dem Management erfordert. Diese Zeiten sind für mich äußerst wertvoll, um bewusst Zeit für mich selbst zu haben. Es ist mir sehr wichtig, diese ganz bewusst zu nehmen, sie zu nutzen, um auch für mich selbst da zu sein.

Als Influencerin hast Du sicherlich eine engagierte Community. Wie gehst Du mit Deinen Followern um und pflegst Du eine persönliche Verbindung zu ihnen?

Ich lese ganz viele Nachrichten und schaue mir an, wie die Leute auf meine Inhalte reagieren. Ich denke, dass ich anderen am meisten helfen kann, wenn ich authentische Dinge teile. Oft denken Menschen, dass sie mit ihren Problemen und Herausforderungen alleine sind und ich versuche zu zeigen, dass das nicht der Fall ist. Auch ich habe meine eigenen Themen und Schwierigkeiten, denn ich bin genauso ein Mensch wie alle anderen. Ich bin recht nahbar, weil ich keine großen Geheimnisse habe und offen über meine Gefühle spreche. Wenn es mir nicht gut geht, verstecke ich das nicht, sondern kommuniziere es ganz offen. Dadurch entsteht ein intimer Austausch, bei dem meine Follower*innen auch von ihren eigenen schweren Phasen erzählen.

Wie gehst Du mit kreativen Blockaden oder Zeiten um, in denen Du Dich weniger motiviert fühlst, Inhalte zu erstellen?

Das Schwierige ist, dass alles aus einem Hobby entstanden ist und bei einem Hobby gibt es keinen Druck. Man denkt sich: „Cool, es macht mir Spaß!“ und dann widmet man sich voller Begeisterung und Freude dem Hobby. Ein Hobby ist ohne Verpflichtung. Jetzt hat sich das geändert und ich stehe an einem Punkt, an dem ich erstmals realisiere, dass mein Hobby auch mein Job geworden ist. Das bringt ein gewisses Maß an Disziplin mit sich. Man muss sich hinsetzen, unabhängig davon, ob man gerade Lust hat oder nicht, und man muss nun auch Dinge erledigen. Das ist mittlerweile etwas, bei dem ich sagen muss: „Krass, eigentlich wollte ich immer diesen Job haben, weil ich dachte, er macht nur Spaß.“ Aber das ist nicht immer so, und vor allem hatte ich eine Vorstellung von diesem Beruf und dachte, es wäre mein Traum. Doch wenn man dann tatsächlich in diesem Beruf ist, merkt man erst, dass er auch seine Nachteile hat. Man erkennt, dass es nicht nur um Spaß geht, sondern dass es auch andere Aspekte gibt, die beachtet werden müssen, wie beispielsweise der Ruhm. Wenn ich vorher gewusst hätte, was alles einhergeht, wie zum Beispiel der Fame und andere Herausforderungen, dann hätte ich es vielleicht nicht so sehr forciert.

Du hast gesagt, dass Dir Authentizität ein großes Anliegen ist. Wie schaffst Du es, Dich trotz des Erfolges treu zu bleiben?

Das ist auch keine leichte Sache. Wenn es um Deals, Geld etc. geht, kann es oft verlockend sein, wenn man eine große Summe angeboten bekommt. Doch für mich steht meine Authentizität nicht zur Debatte. Ich treffe meine Entscheidungen basierend darauf, was für die Gesamtheit und für meine Follower*innen am besten ist. Ich versuche mich daran zu orientieren. Wenn ich eine Kooperation eingehe, achte ich immer darauf, dass sie einen Mehrwert für meine Community bietet und ich ihnen damit etwas Gutes tue. Das ist mein Fokus. Ich mache mir Gedanken darüber, wie sich diese Kooperation auf die Menschen auswirkt, die mir folgen und ob sie davon profitieren können.

Kannst Du Dir ein Leben ohne die sozialen Netzwerke und den Ruhm vorstellen? Wie würde Dein Leben ohne Social-Media-Präsenz aussehen?

Teilweise hätte ich große Lust darauf. Oft wünsche ich mir, ich hätte ein anderes Gesicht und könnte ungestört in der Masse verschwinden, ohne sofort erkannt oder heimlich gefilmt zu werden. Es sind viele Bereiche, die beeinflusst werden, wenn man einen neuen Menschen kennenlernt. Letztes Mal war ich zum Abendessen eingeladen und durch das Fenster wurden Fotos von mir gemacht. In solchen Momenten wünschte ich, ich wäre nicht so bekannt. Ich mache gerne Videos, aber wenn ich nicht ständig erkannt werden würde, ginge es mir vielleicht besser. Es ist stressig, egal wo man hingeht, die Leute kennen einen und man wird fotografiert oder gefilmt.

Wie gehst Du vor, wenn Dich jemand in einer privaten Situation heimlich filmt?

Es ist ein ungutes Gefühl. Ich könnte zwar einen Aufstand machen und die Leute darauf hinweisen, dass sie mich filmen, aber oft fehlt mir einfach die Lust dazu. Dadurch würde ich noch mehr Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Es hängt jedoch immer von der Intensität der Situation ab. Viele Menschen möchten mich in verschiedenen Situationen nicht stören und wagen es nicht zu fragen, ob sie ein Foto machen dürfen.

Welche Pläne hast Du für die Zukunft? Was steht bei Dir auf dem Programm?

Über viele Projekte darf ich noch nicht sprechen. In der nächsten Zeit werde ich in anderen Formaten auftreten und diesmal wird auch das Singen ein Schwerpunkt sein.

Autor*in:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

neun + neun =