Abschied: Ein letztes Mal jugendlich

Liebe Leser*innen!
Liebe frisch-Gemeinschaft!
Geschätzte Wegbegleiter*innen!

Jetzt ist es also soweit. Der lang angekündigte Prozess meines Abschiedes ist nun zu Ende. Heute ist mein letzter Tag als Chefredakteur der Jugendpresse Österreich und damit auch dieses Online-Magazins. Es würde so gar nicht zu mir passen, wenn ich plötzlich einfach weg wäre und niemand genau weiß, warum ich weiterziehe in eine neue Zeit. Darum lasst mich noch einmal zurückblicken auf das, was bleibt.

Als ich die Jugendpresse Österreich im Jänner 2021, also vor genau zweieinhalb Jahren, übernommen habe, war der Verein recht chaotisch „organisiert“. Es gab kaum professionelle Strukturen, niemand kannte uns und selbst wenn, gab es viele Fragezeichen um unsere Vergangenheit als Verein. Auch viele persönliche Zerwürfnisse gab es damals, manche waren zerstritten, anderen wollten oder konnten einfach nicht mehr für die Jugendpresse tätig sein. Die Mitglieder waren offenkündig nicht zufrieden.

So kam es auch, dass bei einer digitalen Mitgliederversammlung im besagten Jänner 2021 der gesamte Vorstand von seinen Funktionen per Mehrheitsbeschluss enthoben wurde. Ein bisher nicht weiter bekannter Vorgang in unserer Vereinsgeschichte. Das Ergebnis bei unserer MV war so nicht vorhersehbar.

Ich war zum damaligen Zeitpunkt bereits Chefredakteur und beriet mich daher mit meiner Redaktion. Schnell kam der Vorschlag von einem Redakteur, ich möge doch den Vorsitz übernehmen. Das war deshalb naheliegend, weil ich den Verein bereits etwas kannte und schon leitend bei der JPÖ tätig war. Schnell fragte ich andere für mich geeignete Mitglieder in der mittlerweile unterbrochenen Mitgliederversammlung. Wir stellten schnell ein Team zusammen und wurden mit überwältigender Mehrheit gewählt.

Bereits in der nächsten Stunde begann die Arbeit. Ich berufte unverzüglich nach der MV eine Vorstandssitzung ein, um uns zu organisieren. Dann ging alles ganz schnell: Innert kurzer Zeit stampften wir ein neues Online-Magazin (ja genau, dieses hier) aus dem Boden. Ich wurde einstimmig zum Chefredakteur des Magazins gewählt und kümmerte mich um die journalistischen Standards, die Blattlinie, die inhaltliche Gestaltung und die Qualitätssicherung. Nachdem wir im Vorstand gemeinsam einen Namen für unser Online-Projekt fixiert hatten, übernahm Johannes Gaisfuss, der später mein Stellvertreter werden sollte, den Entwurf eines passenden Logos sowie auch später alle Fragen um unser Corporate Design. Mangels eines wirklich offiziellen IT-Beauftragten kümmerte er sich dankbarerweise auch um technische Angelegenheiten.

Bilanz einer langen Zeit

Zweieinhalb Jahre (beziehungsweise drei, wenn man meine anfängliche Zeit als Chefredakteur dazurechnet) sind für einen jungen Menschen eine lange Zeit. Mit meinen 20 Lebensjahren war ich also 15 Prozent meiner gesamten Lebenszeit in leitender Funktion bei der Jugendpresse. Sie ist mir also durchaus sehr ans Herz gewachsen. Trotzdem glaube ich, dass es jetzt richtig ist, den Verein und „mein Kind“, frischnews.at, abzugeben.

Das hier ist mein 45. und letzter Artikel für frischnews.at – und noch viel mehr habe ich korrekturgelesen, redigiert und schließlich für unsere Redakteur*innen veröffentlicht. Viel Zeit haben wir auch in gemeinsamen, oft lang in die Nächte andauernden Vorstandssitzungen verbracht. Dabei wurden neue Ideen entworfen, viele davon wieder verworfen, manche umgesetzt und wieder andere sind noch in Planung und werden vielleicht von meinen Nachfolgern verwirklicht.

In dieser Zeit habe ich drei verschiedene Vorstände „überlebt“ und gehe nun aus freien Stücken. Als ich meinen schrittweisen Rückzug im Jänner diesen Jahres angekündigt hatte, waren die Reaktionen gemischt. Manche waren schockiert („Wurdest du abgewählt?!“), andere zeigten sich ohne Verständnis („Wieso machst du das?“) und wieder andere fanden es einfach nur „schade“. Jemand fragte mich, ob ich mich beruflich anders orientieren wolle „oder bist du einfach schon zu alt, weil du kein Jugendlicher mehr bist?“, wurde ich gefragt. Die letzte Frage kam dem eigentlichen Grund am nächsten: Ich hatte nun alle Ziele mit der Jugendpresse erreicht! Ich habe erfolgreich ein Online-Magazin samt Redaktion aufgebaut, die finaziellen Bedürfnisse des Vereins mit Hilfe einer Spendenkampagne sichergestellt und die Jugendpresse samt Magazin innerhalb der Branche wie auch in der Öffentlichkeit bekannt(er) gemacht.

Andererseits braucht es auch einen Wechsel hin zu frischen Köpfen. Deshalb heißen wir ja auch „frisch“. Und, völlig richtig, wir heißen nicht umsonst Jugendpresse. Ich würde mir schon wünschen, dass wieder mehr ganz junge Redakteur*innen – auch aus Schülerzeitungsredaktionen – im Verein mitgestalten.

Sag leise „Auf Wiedersehen“ …

Bereits im Sommer 2022 wurde mir klar, dass sich das alles irgendwann nicht mehr ausgehen wird. Ich hatte gerade maturiert und nutzte den sonnigen Sommer für ausgedehnte Spaziergänge, bei denen mir viel Zeit zum Nachdenken blieb. Damals habe ich auch viel herumtelefoniert – gerade auch mit meinem Stellvertreter. Ich wollte mich damals schon neustrukturieren, war doch ein großer und wichtiger Lebensabschnitt, meine Schulkarriere, nun vorbei.

Während meines Zivildienstes wurde mir klar, dass ich künftig auch nicht mehr Zeit als vorher haben werde. Und weil sich mit meinem in Aussicht stehenden Studium der Rechtswissenschaften (und möglicherweise einem Nebenjob in mittlerer Zukunft) die Tatsache der mangelnden zeitlichen Möglichkeiten auch nicht ändern werden, schrieb ich am 20. 9. 2022 meinem Stellvertreter und damals besten Vertrauten innerhalb der Jugendpresse, Johannes Gaisfuss, eine WhatsApp-Nachricht mit dem Inhalt: „Ich werde von allen Funktionen zurücktreten.“

Johannes war sichtlich überrascht und entschied sich, sich auch aus der Jungendpresse zurückzuziehen. Bei ihm ging das etwas schneller (er ist seit Jahresbeginn nicht mehr bei uns dabei), ich hatte mich dazu entschieden, eine gute Übergabe an meine Nachfolger zu ermöglichen, weshalb ich nochmals um ein halbes Jahr „verlängert“ habe. Nun ist es soweit, am Donnerstag haben wir bei einer Mitgliederversammlung neue Personen für die nun frei werdenden Positionen bestimmt.

Danksagung

Abschließend möchte ich mich bei allen bedanken, die mich über die vergangenen begleitet, unterstützt, beraten und bestärkt haben. Insbesondere gilt der Dank in diesem Fall natürlich meinen Vorstandskolleg*innen, unseren Mitglieder*innen für das Vertrauen und allen Leser*innen für die Treue. Viele von euch werden mir wohl noch länger (im Guten) in Erinnerung bleiben!

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Hermann Hesse (aus seinem Gedicht „Stufen“)

Autor*in:

2 Replies to “Abschied: Ein letztes Mal jugendlich”

  1. Lukas – Du bist großartig. Und ich freue mich auf alles was ich noch von dir lesen werde, in welchem Medium auch immer. Es bleibt spannend wie das Leben. Wie Du!

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