Nach 2 Jahren mit Covid-19: Wird der 5. März wirklich unser „Freedom Day“?

Vor ungefähr zwei Jahren hätten wir uns nicht vorstellen können, dass wir eines Tages eine Impfbescheinigung vorzuzeigen haben, wenn wir Plätze des öffentlichen Lebens besuchen möchten. Niemand dachte, dass wir dem Luxusproblem eines Klopapiermangels begegnen werden und noch weniger, dass wir der schlimmsten Gesundheitskrise der letzten 100 Jahre ausgesetzt werden. Vieles hat sich in Österreich, Europa und der ganzen Welt geändert. Ein Blick in die Vergangenheit und in die Zukunft.

Über 430 Millionen bestätigte Fälle einer Infektion mit Covid-19 hat es weltweit bereits gegeben und diese Zahl wird von heute auf morgen sicherlich nicht aufhören zu wachsen. Zusätzlich sind rund sechs Millionen Personen im Zusammenhang mit oder an dieser Krankheit verstorben. Es ist davon auszugehen, dass in beiden Statistiken die Dunkelziffer noch einmal deutlich höher ist. Bei einem Blick nach Österreich haben sich seither auch schon über 30 Prozent der Bevölkerung mit dem Virus infiziert. Mehrmals dachte man schon, dass der Erreger besiegt sei. Nach dem Setzen diverser Maßnahmen wie Ausgangsbeschränkungen und Maskenpflichten galt vor allem die Impfung als entscheidende Waffe gegen Covid-19. Verschiedene Virusvarianten erschwerten jedoch den Prozess, die breite Bevölkerung vor der Krankheit zu schützen, sodass in mehreren Schüben Wellen von Neuinfektionen das Land und die gesamte Welt überspülten. Viele dieser Maßnahmen griffen zwar merklich in Bezug auf die Zahl der Neuinfektionen und der Spitalsauslastung, bisher hatte das Virus jedoch immer wieder ein neues Ass im Ärmel.

Österreich – zwischen Vorbild und Negativ-Beispiel

Als der allererste bestätigte Fall von Covid-19 im chinesischen Wuhan entdeckt wurde, war in Österreich Brigitte Bierlein noch Kanzlerin. Damals ahnte niemand, dass das größte Problem der sich neu bildenden Regierung die Bewältigung einer globalen Gesundheitskrise sein wird. Man nahm an, die Aufarbeitung der Ibiza Affäre, Klimapolitik und eine Verhinderung einer gesellschaftlichen Spaltung seien die Themen die es zu behandeln gäbe. Die Erwartungen und Hoffnungen an die neue Koalition waren groß, da die Fraktion der Grünen erstmal eine Regierungsbeteiligung hatte und die ÖVP als konservativer Gegenspieler nach Schwarz-Blau beweisen wollte, das Land ohne Skandale regieren zu können und wieder das Vertrauen der Menschen in die Politik herzustellen. Jedoch sind wir in den letzten zwei Jahren nicht von verschiedenen Skandalen und Personalrochaden verschont geblieben. Drei verschiedene Kanzler und drei verschiedene Gesundheitsminister kamen zum Zug die Geschicke des Landes im Kampf gegen die Pandemie zu führen. Besonders in Erinnerung bleibt Rudolf Anschober mit dem Entwickeln einer Corona Ampel und dem vermutlich am meisten gehörten Satz in der Pandemie: „Die nächsten Tage werden entscheidend sein.“ Die Ergebnisse des österreichischen Coronamanagements waren ein andauerndes Auf und Ab. Als die Delta Variante aufkam und eine zum damaligen Zeitpunkt Rekordzahl an Neuinfektionen herbei brachte, lag Österreich im weltweiten Vergleich der Inzidenzen im absoluten Spitzenfeld. Eine „Errungenschaft“, mit der man sich nur ungern präsentieren möchte. Als Folge daraus schoss auch die Zahl der Intensivpatienten in gefährliche Höhen, sodass viele Krankenhäuser am absoluten Kapazitätslimit waren.

Positiv zu erwähnen ist jedoch die enorme Anzahl an Tests, die in Österreich Tag für Tag ausgewertet werden. Allein Wien verarbeitet pro Tag genau so viele PCR-Tests wie ganz Deutschland. Dazu kommt, dass dieses Angebot den Menschen in Österreich gratis zur Verfügung steht, während in der Bundesrepublik jedes Mal rund 50 Euro verrechnet werden. Vor allem in der Hauptstadt ist das System durch die zur Verfügung stehenden „Gurgler“ besonders ausgereift. Politisch sticht Wien im Vergleich zu den restlichen Bundesländern etwas heraus. Bürgermeister Ludwig zieht selten mit den gesetzlichen Mindestmaßnahmen der Bundesregierung mit und mahnt zur Vorsicht. Sowohl bei Verschärfungen als auch bei Öffnungsschritten wählt er meistens einen strengeren Weg. Bei vielen Menschen stößt diese Haltung auf wenig Verständnis, jedoch wird er von der anderen Seite gelobt, zwar unpopuläre, aber möglicherweise richtige Entscheidungen zu treffen.

Blick in die Zukunft

In Vorausschau auf die nächsten Monate und Jahre herrscht zwischen der Unmenge an Expertenmeinungen wenig Übereinstimmung. Manche vertreten die Meinung, dass diese Pandemie noch für einige Jahre saisonal ein Problem darstellen könnte. Viele glauben aber auch, dass man noch in diesem Jahr einen Schlussstrich unter Covid-19 setzen kann. Der prominente Virologe Christian Drosten ist der Auffassung, dass sich im Laufe der Zeit jede*r mal mit dem Virus angesteckt haben wird. Durch das Auftreten der hoch ansteckenden Virusvariante Omikron wirkt diese Annahme immer realistischer. Der Deutsche ist der Auffassung, dass die Impfung großen Anteil daran hat, wie stark der Kranksheitsverlauf bei der betroffenen Person ausfallen wird. Wie auch immer die Zukunft aussehen wird, man wird sich vermutlich dran gewöhnen müssen, dass diese Krankheit zumindest in der näheren Zukunft Teil unseres Lebens sein wird.

Zusätzlich wird es darauf ankommen, ob und in welcher Form weitere Varianten des Virus auftreten werden. Die Herangehensweisen werden sicherlich von Nation zu Nation verschiedene sein. Einen ersten drastischen Schritt zurück zur Normalität hat Großbritannien gewagt. Seit 24. Februar müssen sich Staatsbürger*innen des Königreichs nach einem positiven Corona Test nicht mehr isolieren und dürfen am öffentlichen Leben wie alle anderen teilnehmen. Man möchte offensichtlich die unzähligen Regulierungen so rasch wie möglich zurücknehmen und appelliert an die Bevölkerung, auf Eigenverantwortung zu setzen. Solche Schritte sind in Österreich noch nicht zu erwarten, doch auch hier wird der Wunsch nach einer Normalität wie vor der Pandemie immer größer. Prinzipiell ist man was die Gesundheitskrise betrifft so hoffnungsvoll und optimistisch wie seit längerem nicht mehr, kann allerdings weder in eine noch in die andere Richtungen Versprechen abgeben. Österreichisch gesagt: „schau ma mal, nix is fix.“

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