Interview mit @radikalbehindert

Wenn man sich mit österreichischem Aktivismus auf Instagram befasst, stolpert man schnell über das Profil von Sascha – bekannt als @radikalbehindert. Mit mehr als 5.000 Followern teilt Sascha Posts über Ableismus, Sexismus, Rassismus und Queerfeindlichkeit. 

Sascha studiert an der Universität Wien, setzt sich auch hier im Kampf gegen die Themen, denen dey sich verschrieben hat, ein. Wir haben uns mit Sascha über diese Themen unterhalten und durften etwas mehr über deren Ziele und Grundsätze erfahren. 

Chiara-Marie Hauser (frisch): Wer dir auf Instagram folgt, weiß bereits, wer du bist, wofür du dich einsetzt und wofür du kämpfst. Möchtest du dich trotzdem kurz unserer Leserschaft vorstellen? 

Sascha: Ich heiße Sascha (dey/deren; they/them; keine Pronomen), setzte mich ein Sexismus, Queerfeindlichkeit und Ableismus zu bekämpfen, weil ich seit 2016 chronische Schmerzen in den Füßen habe und daher behindert bin. 

Dein Instagram-Name möge für einige, die dich noch nicht kennen, Fragen aufwerfen. Was steckt dahinter?

Sascha: Viele Menschen verwenden das Wort “behindert” als Beleidigung und unsere Community will sich das Wort zurücknehmen, denn das ist eine neutrale Beschreibung für uns. Ich bekomme deswegen auch sehr viel Hass im Internet ab, weil ich, wenn ich unter einem Beitrag kommentiere, Antworten bekomme mit “haha du bist behindert”. Daher will ich mir das Wort für unsere Community zurückholen und mein Aktivismus ist natürlich radikal

Für mich wirkt es, wie als würden deine Social Media Posts den Ansatz verfolgen, aufzuklären, gegen Stereotypen und Ungerechtigkeiten vorzugehen und denen eine Stimme zu geben, die vielleicht eine kleinere Reichweite oder nicht die Möglichkeit dazu haben. Aber wie kam es überhaupt dazu? Wann fing dein Posten auf Social Media an und wie kommt es zur Themenauswahl?

Sascha: Angefangen habe ich mit Aktivismus nachdem ich mich als bisexuell geouted habe und ich mich dann mehr mit Queerfeindlichkeit beschäftigt habe. Das hat dann dazu geführt, dass ich mich generell intersektional über Diskriminierungsformen weitergebildet habe. Da ich vielen Aktivist:innen auf Instagram gefolgt bin, dachte ich mir, dass ich auch so etwas machen könnte.

Seit circa 2020 bin ich auf Instagram mit meinem Aktivismus aktiv. Es ist ein sehr großer Zeitaufwand die Posts zu erstellen, zu recherchieren, Kommentare sowie Nachrichten zu beantworten und Menschen mit Spendenaufrufen zu unterstützen – aber ich liebe es und ich mach das unheimlich gerne. 

Du studierst an der Universität Wien, hast auch bei der Besetzung mitgemacht und dort Vorträge gehalten. Findest du die Universität Wien steht wofür sie auch online wirbt: Diversity, Barrierefreiheit und Offenheit?

Sascha: Ich finde, die Uni Wien ist in Bezug auf Barrierefreiheit und Behinderung sehr progressiv eingestellt. Man kann einen Antrag an der Universität auf abweichende Prüfungsmethoden stellen, wenn man irgendeine Krankheit, Kondition oder Entwicklungsstörung hat, sei es Autismus oder wie bei mir, Chronische Schmerzen – das ist toll. Ich bekomme 20% mehr Prüfungszeit, ich kann kompensieren, wenn ich aufgrund von Schmerzen nicht in eine Einheit kommen kann und ich habe verlängerte Abgabefristen.

Was ich toll finden würde ist, wenn man mehr Toleranzsemester bekommt, denn wenn ich mich nicht täusche ist es in Österreich so, dass man mit Behindertengrad so lange studieren kann, wie man will und ich zum Beispiel habe keinen Behindertengrad, ich bekomme ihn nicht, weil der Staat nicht glaubt, dass ich ihn brauche und deswegen fände ich es cool, dass wenn man einen Antrag auf abweichende Prüfungsmethoden gestellt hat auch gleich automatisch Toleranzsemester dazu bekommt. 

Gibt es etwas, was du jungen Wiener:innen mitgeben möchtest? Wofür sie sich in Wien einsetzten sollten oder wohin sie sich wenden können, um mehr über die Themen, für die du dich einsetzt, erfahren können? 

Sascha: Ich möchte mitgeben, dass Schweigen nur den Tätern hilft und wenn man bei Rassismus, Sexismus oder Queerfeindlichkeit schweigt, man eben der Gegenseite hilft.

Es gibt in Wien coole Vereine, Organisationen, was ich empfehlen kann ist, dass man zu Erde Brennt kommt, das ist eine intersektionale Bewegung, die auf die Klimakrise, auf die Sozialkrise, auf die Bildungskrise aufmerksam machen will. Wer mehr darüber erfahren will, kann mir gerne auf Instagram schreiben und ich hole diese dann rein.  

Wo kann man dich überall (online) finden und wie kann man dich unterstützen?

Sascha: Man kann mich unter @radikalbehindert auf Instagram finden, ich habe auch Twitter da heiße ich @comradesascha und auf TikTok heiße ich auch @comradesascha, obwohl TikTok mehr für den fun da ist, aber man kann mir natürlich auch da gerne folgen. Weiters gibt es die Möglichkeit mich finanziell zu unterstützen, da ich meinen PayPal Link in meiner Bio habe, was kein Muss ist, weil ich die Arbeit natürlich gerne mache.

Wir bedanken uns bei Sascha für das Interview!

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