Georg Fink über seine Imkerei: „Das macht Sinn, das kann ich, das mag ich, das mach ich“

Georg Fink arbeitete über 20 Jahre lang im Finanzsektor, als er beschloss, sich selbstständig zu machen und Imker zu werden. Wie es dazu kam und warum er jetzt trotz mehr Arbeitszeit und weniger Geld glücklicher ist, erzählt er frisch auf dem Wochenmarkt in Perchtoldsdorf. 

Karoline Heinzl (frisch):
Herr Fink, wie lange sind Sie schon hauptberuflich Imker und warum haben Sie sich dazu entschieden?

Ich mache das jetzt schon vier Jahre, weil es eine Aufgabe ist, die Sinn macht. Also ich habe mich nicht bewusst, von heute auf morgen, von null auf hundert, dazu entschieden – sondern das ist gewachsen. Zuerst kam die Hobbyimkerei und dann wurden es immer mehr Völker, immer mehr Ausbildungen, immer mehr Produkte. Dann hat es sich angeboten, das zum Beruf zu machen. Das Motiv war aber immer: Ich mache das, weil es Sinn macht.

Wollten Sie immer schon Imker werden? 

Dieses Interesse war immer da, aber, dass dann die Imkerei zum Beruf wurde, das waren ganz viele kleine Zufälle: eine Offenheit meinerseits zur beruflichen Veränderung, ein Imkerkollege, der mich an der Hand genommen hat und eine Ausbildung, die mich fasziniert hat. Trotz dieser vielen kleinen Zufälle waren es eigentlich die Bienen und wie das läuft in einem Bienenvolk, was mich komplett gefangen genommen hat und weniger der Honig oder Blütenpollen. Mich haben immer schon staatenbildende Insekten fasziniert. Es ist spannend, wie interne Abläufe funktionieren und wie komplex die Prozesse sind – und das ganz ohne menschlicher Sprache und mit so vermeintlich kleinen Gehirnen. Das ist aus sozialer Sicht sehr spannend. Kombiniert mit dem Umstand, dass es notwendig ist, dass wir was für die Insekten tun, nicht nur für die Honigbienen, sondern insgesamt für die Insekten. Ich kann da was Sinnvolles beitragen. Und zwar für uns alle und das weckt natürlich auch Interesse und Begeisterung. 

Was haben Sie vor der Imkerei beruflich gemacht? 

Ich war davor mehr als 20 Jahre im Bankenbereich tätig. Ich bin gelernter Jurist und bin dann, durch Zufall, nach dem Studium in den Bankenbereich gekommen und dort dann bei verschiedenen Arbeitgebern gelandet. Zu dem, was ich jetzt mache, ist das natürlich ein großer Kontrast, aber das ist eigentlich auch gut so, weil ich jetzt was ganz anderes lernen und machen darf.

Wie würden Sie ihren früheren Arbeitsalltag beschreiben?  

Der frühere Arbeitsalltag war ähnlich voll wie jetzt, etwas weniger von der Intensität, aber auch mit weniger Tiefensinn. Es ist nicht so, dass das sinnlos war, was ich gemacht habe. Es waren schöne Zeiten, gute Zeiten, interessante Tätigkeiten, aber dieser tiefe Sinn als innerer Motivator wie man ihn hat, wenn man mit der Natur arbeiten darf, das hat natürlich gefehlt. Sonst war es eine sehr intensive Zeit, weil ich einfach furchtbar gern arbeite. 

Würden Sie sagen, dass die Arbeit früher stressiger war – oder ist es umgekehrt? 

Von der Arbeitszeit ist es jetzt intensiver, denn jetzt gibt es nur Arbeit und Schlaf und kurze Essenspausen. Zumindest in der Saison ist das so, im Winter ist das anders. Vom positiven Stress her, von dem immer gesprochen wird, ist es natürlich jetzt viel mehr als früher. Früher war viel mehr negativer Stress: destruktiv, zurückgerichtet. Der Umstand selbstbestimmt zu arbeiten und die Schwerpunkte setzen zu können und zu entscheiden, diese Auswahl hat man natürlich als Angestellter nicht. Jetzt kann ich selbst Entscheidungen treffen, die für die Bienen, für uns alle und für mich Sinn machen. Das ist so ein großes Privileg, dass, obwohl es jetzt noch intensiver ist, ich viel mehr Kraft habe, alles zu schaffen. 

Der Imker Georg Fink zeigt das Innere eines Bienenstocks
Georg Fink bei seiner Arbeit als Imker. | Bilder: © Georg Fink
Ein paar Bienenstöcke stehen im Wald

Hatten Sie damals Angst vor dem Berufsumstieg? 

Sorgen und Angst werden schon auch eine Rolle gespielt haben, aber offensichtlich keine große, weil sonst hätte ich es nicht gemacht. Irgendwie war das recht einfach: das macht Sinn, das kann ich, das mag ich, das mach ich.

Haben Sie den Berufsumstieg jemals bereut? 

Gott sei Dank nicht. Ich habe schon manchmal die Situation, dass ein monatliches Gehalt angenehm wäre, gerade wenn es nicht so großartig läuft. Diese Gedanken sind natürlich da, als Selbständiger, aber es war absolut die richtige Entscheidung. Wirtschaftlich war es früher wesentlich leichter. Ich habe jetzt zwar weniger Wohnraum, muss mich aber auch um weniger kümmern. Ich hatte schon immer das Gefühl, dass ich nichts einkaufen muss, aber jetzt ist es noch weniger. Es ist gut wie es ist, obwohl es herausfordernd ist. Im alten Job zu verharren, das wäre ganz schlimm gewesen. Ich glaube das wäre auch gesundheitlich nicht zu schaffen gewesen.

Wie hat Ihr Umfeld reagiert als Sie gesagt haben, Sie machen sich selbstständig?  

Die Allermeisten konnten das nicht nachvollziehen und haben versucht mich zu ‚retten‘ und zu bewahren. Es war schade, dass manche einfach nicht verstanden haben, dass es mir jetzt egal ist, dass ich kein schönes Auto habe. Das war für manche ein richtiges Problem. Ich hatte keines damit und habe es bis heute nicht. Mein Umfeld hat sich dadurch teilweise geändert, die guten Freunde sind aber geblieben. Für etwas zu brennen, das so viel Sinn macht und dafür Entbehrungen in Kauf zu nehmen, das können nur Menschen nachvollziehen, die sowas Ähnliches tun oder sehr tolerant sind. Das schaffen nicht alle.

Was ist für Sie das Schönste an der Imkerei?

Das es Sinn macht, was ich tue. Das Schönste ist, dass wenn morgen mein Leben zu Ende wäre, ich sagen kann: „Okay, das war nicht einfach, aber es hat jede Minute, jede Stunde, jeder Tag Sinn gemacht. Es war ein Beitrag für alle und für mich.“

Honig und viele weitere Produkte findet ihr ganzjährig am Wochenmarkt in Perchtoldsdorf oder auf seiner Hompage.

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