Wer kennt sie nicht, die legendären Klänge aus „Spiel mir das Lied vom Tod“ oder „The Hateful Eight“? Nun ist deren Komponist, Ennio Morricone, mit 91 Jahren verstorben. Ein Nachruf auf einen der Größten im Filmmusik-Business.
„Ich, Ennio Morricone, bin gestorben. Das kündige ich allen Freunden an, die mir stets nahegestanden sind, und auch jenen, die ferner sind und die ich mit großer Liebe grüße. Es ist unmöglich, alle zu nennen.“
Ennio Morricone in seiner selbst geschriebenen Todesanzeige
Wir schreiben den 10. November 1928. Ennio Morricone wird in Rom, genauer gesagt im Stadtteil Trastevere, als eines von insgesamt fünf Kindern geboren. Da bereits sein Vater Trompeter ist, beginnt sich der junge Morricone schon früh für Musik zu faszinieren. Bereits mit sechs Jahren komponierte der Italiener seine ersten Werke. Dies ist auch etwas, was ihm bis zum Schluss seines Lebens geblieben ist – 2018 ging er nochmals auf eine Tournee und komponierte außerdem ein Stück für die Einweihung der neuen Brücke in Genua. Mit zehn Jahren wird der spätere Oscar-Preisträger von seinen Eltern ins Konservatorium von Santa Cecilia für Trompete und Chormusik eingeschrieben, wo er 1946 sein Konzertdiplom als Trompeter erhält. Erst ein paar Jahre später sollte Morricone seine Ausbildung zum Komponisten starten.
„Filmmusik braucht Raum, um sich entfalten zu können. Der Film muss der Musik Zeit geben, um sich zu entwickeln.“
Ennio Morricone
Besondere Bekanntheit erlangt Ennio Morricone durch seine zahlreichen Kompositionen für Italo-Western, insbesondere durch „Spiel mir das Lied vom Tod“. Doch die Vielseitigkeit des Italieners wird vielleicht gerade deshalb verdrängt, denn wer hätte gedacht, dass Morricone auch für Filme anderen Genres den Soundtrack beigesteuert hat? Doch die kultigen Western waren die Höhepunkte, keine Frage. Dies dürfte auch an der Freundschaft zu Sergio Leone, dem Regisseur vieler Italo-Western, liegen. Leone und Morricone kannten sich bereits seit der Schule und waren seitdem Freunde. 1956 heiratet der Italiener Maria Travia, mit ihr hat er vier Kinder und ist zudem auch mehrfacher Großvater.
Der späte Triumph
Erfolge und Auszeichnungen waren dem bescheidenen und introvertierten Komponisten nie wirklich wichtig. Und dennoch war er fünfmal für den Academy Award nominiert. Keinen einzigen davon konnte er sich mit nachhause nehmen und der Italiener hatte die Hoffnung auf den goldenen Mann auf der Filmrolle schon fast aufgegeben. 2007 aber erhält Ennio Morricone den Ehrenoscar für sein Lebenswerk. Und neun Jahre später wird der Komponist wieder nominiert und schafft es mit 87 Jahren sich für die Musik für „The Hateful Eight“ sich in die lange Liste der Gewinner nun „offiziell“ einzureihen. Aber nicht nur glanzvolle Ernennungen kann Morricone vorweisen. Insgesamt war er auch dreimal für die Goldene Himbeere, dem Pendant zum Oscar, nominiert. Aber für einen „Gewinn“ war es doch nie zu schlecht.
Morricone hinterlässt definitiv eine große Lücke in der Filmmusik-Welt. Seine Werke aber werden für immer bleiben.
Dieser Nachruf wurde am 8. Juli 2020 auf dem mittlerweile stillgelegten Portal www.yna.at veröffentlicht. |