Der Kaffeekapsel-Wahnsinn

Sie sind beliebt, man erhält sie in verschiedenen Geschmacksrichtungen und sie sind außerdem einfach anzuwenden. Die Rede ist von Kaffeekapseln. In vielen Haushalten gehört die Portionskaffeemaschine inklusive der bunten Kapseln zur Standardausrüstung. Mit wenigen Handgriffen ist eine Tasse Kaffee zubereitet. Für die Konsument*innen ein Gewinn, für die Umwelt ein Dorn im Auge. Aber welche Alternativen gibt es zur typischen Aluminiumkapsel – und was bedeuten diese für die Umwelt?


Kaffee wird auf der ganzen Welt gerne getrunken. Für die einen dient er als Wachmacher, die anderen sind von dem Geschmack fasziniert. Im Jahr 2019 wurden weltweit rund 160 Millionen Säcke Kaffee konsumiert. In einem Sack befinden sich 60 Kilogramm Kaffeebohnen. Österreich gehört zu den Europameistern in Sachen Kaffee. Der Jahreskonsum hierzulande beträgt pro Kopf rund 7,2 Kilogramm. Das sind umgerechnet knapp 160 Liter, also etwa 2,6 Tassen pro Tag. Für die Österreicher*innen gehört er zum treuen Begleiter durch den Tag, aber auch als Lifestylegetränk ist er in aller Munde. Es gibt viele Möglichkeiten, um in den Genuss einer leckeren Tasse zu kommen. Die Zubereitung war mit einer Kaffeekapsel noch nie so einfach und bequem. Kein Wunder, Kapsel in die Maschine, Knopf drücken und schon ist der Kaffee trinkfertig.

Erfindung der Kaffeekapsel

Die Erfindung der Kaffeekapsel liegt gar nicht so lange in der Vergangenheit. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren Filterkaffeemaschinen die Standardausrüstung in den deutschen Haushalten. Im Jahr 1970 wurde die erste Portionskaffeemaschine entwickelt und ab diesem Zeitpunkt wurde bereits an den ersten Kapseln experimentiert. Der Erfinder der Kaffeekapseln war Éric Favre. Der Schweizer Ingenieur arbeitete damals bei Nestlé in der Verpackungsabteilung. Das Unternehmen patentierte schlussendlich die Idee. Zehn Jahre später wurde das Produkt am Markt eingeführt, aber der Verkauf war zäh. Erst in den 1990er-Jahren verkaufte sich die Ware zunehmend. Die intensiven Werbekampagnen durch den US-Schauspieler George Clooney führten mitunter zum weltweiten Erfolg und lange Zeit war das Unternehmen Nestlé konkurrenzlos. 

Eine teure Tasse Kaffee

Für eine Tasse Kaffee variieren die Preise pro Anbieter stark. Ein herkömmlicher Filterkaffee kostet pro Tasse rund sechs bis acht Cent. Der Griff zu der Portionskapsel in Aluminium lässt den Verbraucher deutlich mehr zahlen. Für eine Kapsel von „Nespresso“ bezahlt man je nach Sorte zwischen 40 und 80 Cent! Der hohe Preis sorgt für viel Unmut und Kritik. Dabei muss man bedenken, dass in solcher Kapsel rund sechs Gramm gemahlener Kaffee vorhanden ist. Somit kostet ein Kilogramm Kaffee nicht wie im Supermarkt üblich zwischen fünf und zehn Euro, sondern stolze 60 Euro und mehr! Trotz des hohen Preises schrecken viele Verbraucher*innen nicht davor zurück und greifen nach wie vor zu den bunten Aluminiumkapseln. Der Grund ist die einfache Handhabung. Außerdem muss man sich nicht um die Kaffeereste kümmern, diese verbleiben in der Kapsel und können weggeworfen werden. Zurück bleibt ein riesiger Müllberg.

Die Anschaffung einer solchen Portionskaffeemaschine ist nicht besonders teuer. Im Großen und Ganzen bezahlt man rund 70 Euro aufwärts für eine solche Maschine. Für die Kapseln hingegen muss man tief in die Geldbörse greifen. Anfangs waren nur die Kapseln des eigenen Unternehmens für die Maschine kompatibel, verantwortlich war der sogenannte „Lock-in-Effekt“. Dieser Effekt bedeutet, dass Kund*innen an einem Anbieter gebunden sind. Die Kapseln von der Konkurrenz konnte man somit nicht verwenden. Der Kaffeekonsum war vom Anbieter abhängig. „Nespresso“-Kapseln haben im Laufe der Zeit Konkurrenz erhalten. Immer mehr Unternehmen bieten alternative Portionskapseln an, welche für Kapselmaschinen geeignet sind. 

„Recycling ist Schwachsinn!“

Beim Verwenden einer Kaffeekapsel denken die Konsument*innen in den seltenen Fällen an die fatalen Folgen für die Umwelt. Die Hersteller bezeichnen sich selbst als umweltfreundlich und Erzeuger wie „Nespresso“ versprechen, dass verwendete Kapseln recycelt werden, um daraus neue zu produzieren. Aber so einfach ist das dann eben doch nicht. Für die Herstellung von Kapseln benötigt man immer wieder neues Aluminium. Die Entstehung dieses Materials ist eine enorme Belastung für unseren Planeten. Aluminium wird aus Bauxit gewonnen. Dieser Rohstoff ist vor allem in den Zonen des Regenwaldes zu finden, deshalb werden regelmäßig enorme Regenwälder-Flächen gerodet. Landschaften werden dadurch zerstört, Tiere verlieren ihren Lebensraum und durch den Abbau entsteht giftiger Rotschlamm.

Für ein Kilogramm Aluminium aus Bauxit werden etwa 17 Kilowattstunden benötigt und acht Kilogramm Kohlendioxid wird frei gesetzt. Um es sich vor Augen zu führen, ein kleines Beispiel aus dem Alltag: Für eine Kilowattstunde kann man rund eine Stunde lang sich die Haare föhnen, sieben Stunden lang Fernsehen schauen oder ein Abendessen für vier Personen kochen. Aus einem Kilogramm kann man knapp 1000 Alukapseln formen. Laut Recherchen werden pro Jahr geschätzt etwa 8 Milliarden Kapseln verkauft, wofür wiederum rund 8 Millionen Kilogramm Aluminium benötigt wird. Nespresso wirbt auf deren Website, dass jede Tasse bis 2022 komplett CO2-neutral sei, ebenso setze das Unternehmen auf Nachhaltigkeit. 

Jean-Paul Gaillard war Ende der 1980er-Jahre Vorstandschef von Nespresso. In der ZDF-Serie „besseresser“ erklärte Gailland das Recyclingssystem von „Nespresso“ mit folgenden Worten: „Recycling ist Schwachsinn! Das funktioniert bei Aluminium, das nicht verunreinigt wird. Wenn man kleine Behälter voller Farbe und Kaffeepulver hat, dann bleibt in meinen Augen ein großes Fragezeichen!“

Alternativen zur Kapsel aus Aluminium

Es gibt bereits einige Alternativen zu den Kapseln von Nespresso, der Großteil der Eigenmarken besteht jedoch entweder aus Aluminium oder Plastik. Aber wer etwas länger sucht, wird auch fündig. In einigen Supermärkten oder bei kleinen Kaffeeröstereien gibt es sie schon, die kompostierbaren Kaffeekapseln. Diese bestehen größtenteils aus nachwachsenden und kompostierbaren Rohstoffen. Der Preis pro Kapsel ist nicht höher als bei Herkömmlichen. Wer auf Aluminiumkapseln verzichten möchte, aber nicht auf seine Kapselmaschine, der*die kann auch auf Edelstahl-Kapseln zurückgreifen. Die Kapseln aus Edelstahl sind in der Regel für „Nespresso“-Maschinen geeignet. Die Anwendung ist keine große Hexerei: Man schraubt die Kapsel auf, befüllt diese mit gemahlenen Kaffee, schraubt diese wieder fest und fertig ist sie! Der Nachteil ist die Reinigung der Edelstahl-Kapsel.

Alternativ können Kaffeetrinker*innen auf Vollautomaten zurückgreifen. Die Anschaffung eines solchen Automaten liegt jedoch im drei- bis vierstelligen Bereich. Die Zubereitung ist ebenso einfach wie bei einer Kapselmaschine. Der große Vorteil, man kann verschiedene Kaffeesorten ausprobieren. Bei der Portionskapsel ist man weitgehend von der Sorte abhängig.

Wen der Preis nun abschreckt, für den*die ist der klassische Filterkaffee eine optimale Alternative. Der Handfilter kostet summa summarum 20 Euro, mit dem man guten Kaffee machen kann. Anstelle der Einweg-Filtertüten können auch Dauerkaffee- oder Stofffilter verwendet werden. Mithilfe eines solchen Filters steht einem Kaffeegenuss nichts mehr im Wege.

Kompostierbare Kaffeekapseln sind eine umweltfreundliche Alternative
© Markus Gratzer
Die gebrauchten Aluminiumkapseln sind eine große Umweltbelastung
© Markus Gratzer

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