Julian Assange und der Westen: 230 Wochen im Schatten der Freiheit

In einer Welt, die sich rühmt, die Prinzipien von Freiheit, Transparenz und Gerechtigkeit zu verkörpern, stellt sich der Westen einem paradoxen Dilemma gegenüber: Seit 230 Wochen sitzt Julian Assange, Gründer von WikiLeaks, im Vereinigten Königreich in Haft.

Dieser Mann, der einst das globale Machtgefüge herausforderte, indem er unsichtbare Wahrheiten offenbarte, befindet sich in einer der längsten Haftstrafen eines politischen Häftlings im „freien Westen„. Was war sein Verbrechen? Das Aufdecken von potenziellen Kriegsverbrechen der USA und das Bewusstmachen der dunklen Geheimnisse jener Machtstrukturen.

Trotz seiner ursprünglichen Verurteilung zu 50 Wochen Haft wegen Verstoßes gegen Bewährungsauflagen, ist Assanges wahres „Verbrechen“ seine unermüdliche Suche nach Transparenz – und der Westen zahlt den Preis dafür in Form von seiner eigenen moralischen Integrität. Während Assange hinter Gittern sitzt, genießen jene, die unter den Präsidentschaften von Bush und Obama völkerrechtswidrige Angriffskriege begangen haben, weiterhin ihre Freiheit.

Mit der jüngsten Entscheidung des britischen High Courts vom 6. Juni 2023 hat sich das juristische Fenster für Assange fast geschlossen, er wird bald gezwungen sein, sich an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zu wenden. Amnesty International warnt davor, dass ihm in den USA schwere Menschenrechtsverletzungen drohen könnten, einschließlich Haftbedingungen, die Folter gleichkommen, und einem möglichen unfairen Gerichtsverfahren.

Seine Veröffentlichungen auf WikiLeaks, die eher einem investigativen Journalismus gleichen, als einem kriminellen Handeln, haben eine entscheidende Frage aufgeworfen: Kann der Westen wirklich behaupten, ein Verteidiger der Pressefreiheit zu sein, wenn er Journalist:innen für das bloße Enthüllen der Wahrheit verfolgt?

230 Wochen. Jede Woche steht für einen weiteren Tag, an dem der Westen seine eigenen ideologischen Grundlagen und Werte in Frage stellt. Der Fall Assange ist ein Spiegelbild unserer eigenen moralischen Dilemmata und ein Aufruf zur Reflexion über die wahren Kosten unserer „Freiheit“.

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