Graffiti-Attacken auf Zügen: Kreative Ausdrucksform, illegale Zerstörung oder beides?

Graffiti hat sich seit Langem zu einer bedeutenden Kunstform entwickelt und prägt das Stadtbild vieler Metropolen weltweit. Allerdings haben in den letzten Jahren die Graffiti-Attacken auf Züge, bei denen diese als Leinwände für Kunstwerke, Schriftzüge und Bilder dienen, zugenommen. Die Zunahme an Fällen sorgen für ein wachsendes Ärgernis bei den Verkehrsunternehmen sowie Fahrgästen und der Gesellschaft allgemein. Die Vorfälle werfen wichtige Fragen auf, wie: Sind Graffiti-Attacken auf Züge eine kreative Ausdrucksform, eine illegale Zerstörung oder beides?

Graffiti ist zweifellos eine Form der Straßenkunst, die weltweit polarisiert und in städtischen Umgebungen auf Wänden, Gebäuden und öffentlichen Flächen zu finden ist. Zunehmend werden auch Hauptbahnhöfe, Bahnhöfe, Haltestellen, Lärmschutzwänden sowie Züge und Waggons mit kunstvollen Bildern, Zeichen und Schriftzügen versehen. Das Thema spaltet die Meinungen. Die einen argumentieren, dass Graffiti eine Form der Straßenkunst ist, die zum einen eine kreative Ausdrucksform fördert und zu anderem jungen Künstler*innen die Möglichkeit bietet, ihre Botschaften in die Welt zu setzten. Die anderen sehen diese Sprayattacken als illegale Zerstörung von öffentlichem Eigentum, Vandalismus und als Beeinträchtigung der Ästhetik der Züge. „Uns ist es ein großes Anliegen, den Fahrgästen die Benutzung von Zügen und Bahnhöfen so angenehm wie möglich zu machen. Sicherheit und Sauberkeit gehören dabei zu den Mindestanforderungen. Daher ist uns ein gepflegtes Erscheinungsbild in Zügen und Bahnhöfen besonders wichtig. Verschmutzungen und Zerstörungen an Zügen und Bahnhöfen wirken sich negativ auf den Wohlfühlfaktor und das subjektive Sicherheitsgefühl der Fahrgäste aus!“ erklärt ÖBB-Pressesprecher Ing. Mag. Daniel Pinka.

Entwicklung eines Trends

Die Zahlen von Vandalismus-Fällen durch Graffiti-Sprayattacken steigen besorgniserregend an. Im letzten Jahr wurden insgesamt 2.946 Vandalismus-Fälle durch Graffiti gemeldet. Das sind um 37 Prozent mehr als im Jahr zuvor. 2021 wurden 2.151 Fälle gemeldet. Laut den ÖBB führe die Steigerung auf zwei Ursachen zurück: Einerseits komme es immer häufiger zu Sachbeschädigungen, während Züge in Wendeanlagen und Stationen kurzfristig abgestellt werden und andererseits sei die höhere Zahl auf eine bessere Meldequalität und wirksame, interne Vernetzung im Rahmen einer zentralen Mängeldatenbank zurückzuführen.

Nicht nur Triebfahrzeuge und Waggons werden mit ungenehmigten Kunstwerken versehen, sondern auch Haltestellen, Lärmschutzwänden und Brückenpfeiler. „Insgesamt 32 Sprayer wurden im Jahr 2022 bei der Ausübung ihres „Hobbys“ erwischt. Strafverfolgung und volle Schadenseinforderung inklusive. Graffiti ist kein Kavaliersdelikt, sondern Beschädigung fremden Eigentums!“, so Manuela Huber, Geschäftsführerin der ÖBB-Operative Services und fügt hinzu: „Die Aufklärung dieser Straftaten ist ein großer Erfolg und ein Beweis, wie engagiert die ÖBB im Kampf gegen Graffiti-Sprayer vorgehen!“.

Präventive Maßnahmen

Um Graffiti-Attacken auf Zügen einzudämmen, sind präventive Maßnahmen erforderlich. Die Installation von Überwachungskameras und die verstärkte Präsenz von Sicherheitspersonal können abschreckend wirken und dazu beitragen, Täter*innen auf frischer Tat zu erwischen und zu identifizieren. Die ÖBB setzen auf neue technische Möglichkeiten. So werden etwa auf Gleisabstellanlagen Videoüberwachungstürme eingesetzt. Diese lösen bei unbefugten Bewegungen einen stillen Alarm aus. Die Täter*innen fühlen sich unbeobachtet und somit sicher und verrichten ihr Graffiti-Kunstwerk. Im gleichen Augenblick werden Polizei und Sicherheitsmitarbeiter*innen des ÖBB-Operative Services mit einem Diensthund alarmiert, welche die Sprayer in flagranti erwischen sollen. Anschließend folgt eine Anzeige bei der Polizei und eine volle Schadenseinforderung.

Erhebliche Kosten

Die Beseitigung und Reinigung von Graffiti-Sprayattacken auf Zügen, Triebfahrzeuge und Waggons etc. verursachen erhebliche Kosten für die Verkehrsunternehmen. Für die komplette Reinigung von Graffiti erfordert es spezielle Reinigungsmittel, Fachpersonal, finanzielle Ressourcen und viel Zeit. „Die tatsächlichen entstehenden Kosten sind von vielen Faktoren abhängig. Dazu zählen unter anderem das betroffene Objekt sowie die Größe oder auch die jeweilige Farbzusammenstellung der Spraydose!“, erklärt ÖBB-Pressesprecher Ing. Mag. Daniel Pinka gegenüber frisch.

Die Reinigung von Graffiti-Sprayattacken verursachen erhebliche Kosten für die Verkehrsunternehmen. © ÖBB/Michael Fritscher

Graffiti-Künstler begeben sich in Lebensgefahr

Graffiti-Attacken auf Zügen bringen auch sicherheitsrelevante Risiken mit sich. Graffiti-Künstler*innen begeben sich oftmals in Lebensgefahr, wenn diese auf bewegende Züge oder Waggons klettern, um dort ihrer künstlerischen Leidenschaft nachzugehen. Auch das unerlaubte Betreten von Bahnanlagen können zu gefährlichen Situationen führen. Es besteht die Gefahr von Unfällen, Verletzungen oder sogar Todesfällen.

Legale Graffiti-Flächen

Die Debatte über Graffiti-Attacken auf Wänden, Gebäuden, öffentlichen Flächen und auf Zügen wird kontrovers diskutiert. Die einen verteidigen die Aktionen der kreativen Ausdrucksform in Form von Zeichen, Bildern und Symbolen, die anderen betrachten die Sprayattacken als Vandalismus und Verletzung von Gesetzen. Eine mögliche Lösung besteht darin, die kreativen Ausdrucksformen auf freigegebenen und somit legalen Graffiti-Flächen zu präsentieren. Die Initiative Wienerwand (www.wienerwand.at) bietet Sprayer*innen die Möglichkeit, sich über legale Flächen zu informieren, ohne öffentliches oder privates Eigentum zu beschädigen. Bei den dort angegebenen Graffiti-Flächen kann man seiner kreativen Energie nachgehen.

Die Graffiti-Sprayattacken stellen ein Dilemma zwischen Kunst und Vandalismus da. Der künstlerische Ausdruck sowie die kreative Freiheit sind ein wichtiges Gut, jedoch dürfen weder öffentliches, noch privates Eigentum sowie die Sicherheit gefährdet werden. Initiativen wie Wienerwand, welche legale Graffiti-Flächen anbieten, könnten dazu beitragen, das Problem einzudämmen. Schlussendlich erfordert es eine Kombination aus präventiven Maßnahmen und Aufklärung! Das Bewusstsein für die Konsequenzen von illegalen Sprayattacken muss gestärkt werden. Nur so kann ein ausgewogenes Verhältnis zwischen künstlerischer Freiheit, öffentlichem Eigentum und Sicherheit gewährleistet werden!

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