„Iowa. Ein Ausflug nach Amerika“ – Interview mit Stefanie Sargnagel

Im Dezember 2023 veröffentlichte Stefanie Sargnagel ihr neues Buch „Iowa. Ein Ausflug nach Amerika“ im Rowohlt-Verlag. In diesem Buch nimmt Stefanie Sargnagel ihre Leser*innen mit zurück auf die Reise ins Jahr 2022 und erzählt, wie sie Iowa, insbesondere den Ort „Grinnell“, gemeinsam mit der deutschen Musikerin und Autorin Christiane Rösinger, die durch korrigierende Fußnoten eigene Gedanken teilt, erlebt hat. Sargnagel beschreibt, welche Leute sie getroffen hat und wie sich das Leben vor Ort gestaltet hat. „frisch“-Chefredakteurin Chiara-Marie Hauser durfte mit einigen Fragen zu „Iowa“ an Stefanie Sargnagel herantreten.

CMH: Wenn Sie Ihre Iowa-Erfahrung mit drei Begriffen beschreiben müssten, welche wären das?

Weite, Melancholie, Waffen.

Wie lang hat es gedauert, das Buch „Iowa“ zu schreiben?

Das Buch ist eineinhalb Jahren nach der Reise erschienen, die genaue Arbeitszeit kann man immer schwer markieren, weil man festlegen müsste, was zur Schreibarbeit dazu gehört. Wenn man das Prokrastinieren und das an die Wand Starren als Teil des kreativen Prozesses sieht, würde ich sagen, ein Jahr. Wenn es tatsächlich um die Zeit geht, in der ich aktiv geschrieben habe, dann ein halbes Jahr.

Haben Sie bestimmte Rituale beim Schreiben?

Als jemand, der große Schwierigkeiten mit Selbstorganisation und Routinen hat, ist es ein täglicher Kampf gegen mich selbst. Was mir hilft: Ich sperre mein Handy weg (Ich habe einen Safe mit Zeitschaltuhr, in den auch der Internetrouter passt). Ich muss unbedingt die Wohnung verlassen, manchmal verabrede ich mich mit disziplinierteren Kolleginnen, deren Fleiß mich unter Druck setzt, im Kaffeehaus, wo ich auch meistens schreibe, ein bisschen soziale Kontrolle. Das Café Weidinger in Wien ist mein Schreibort. Ein altes Vorstadtcafé ohne Musik und WLAN, in dem die Zeit stillzustehen scheint und am Nachbartisch auch mal alte Herren kuriose Aufzeichnungen mit Bleistift machen. Je länger ich Schreiben als tatsächlichen Beruf ausübe, desto klarer wird mir, wann mein kreativer Flow am aktivsten ist. Statt Vormittage damit zu verschwenden, mich zu quälen, habe ich eingesehen, dass ich abends am besten schreibe. Das ist natürlich schwierig für das Sozialleben, das eher abends stattfindet. Mein Publikationsweg hat über das Internet stattgefunden. Ohne soziale Medien hätte ich wahrscheinlich nicht geschrieben, sondern nur gezeichnet. Dort können sich Außenseiter ein Publikum erobern, was mit humoristischen Texten natürlich einfacher ist als mit anderen Formen.

Durch das Buch erfahren wir mehr über die Personen, mit denen sich Ihr Weg gekreuzt hat, sei es die Professorin oder Loki. Wenn Sie nun zurück auf diese Zeit in Iowa blicken, wer ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben und warum?

Am beeindruckendsten fand ich die Menschen in den Kneipen. Das ist zwar auch in Wien lange mein bevorzugter Ort gewesen, doch die Kneipenmentalität unterscheidet sich markant von der österreichischen. Die Trinker im mittleren Westen sind seltsam optimistisch und aufgeschlossen gegenüber Fremden.

Das Buch zeigt sehr viele private Einblicke, auch in Gedanken und Ängste. Gab es Stellen, bei denen Sie sich unsicher waren, ob Sie diese mit Ihren Leser*innen teilen sollten?

Ich schreibe eigentlich seit Jahren über mich selbst und das aber auch in einer überspitzten Form. Eine Selbstkarikatur, die nicht unbedingt 100% der Realität entspricht. Für mich gehört es dazu, sich als Antiheldin nackt zu machen mit all seinen Fehlern. Am meisten habe ich vielleicht noch mit dem geäußerten Kinderwunsch gehadert. Allerdings weiß ich aus Erfahrung, dass viele unabhängige Frauen in den Enddreißigern aus meinem Umfeld Schwierigkeiten mit diesem Thema haben. Deshalb wollte ich es erst recht enttabuisieren.

Und zu guter Letzt, gibt es etwas, das Sie im Nachhinein an der Reise ändern würden?

Ich denke selten darüber nach, etwas im Nachhinein anders zu machen. Man kann es sowieso nicht mehr ändern. Ein Auto hätte natürlich neue Möglichkeiten eröffnet, aber andererseits war die Gefangenschaft mit Christiane auf eine andere Art sehr fruchtbar. Es war eine eigene Herausforderung, über abwesende Abenteuer zu schreiben.

Wir bedanken uns bei Stefanie Sargnagel sowie dem Team des Rowohlt Verlages für diese Möglichkeit! Das Buch kann man unter anderem hier kaufen. Stefanie Sargnagel findet man auf Social Media hier.

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