Die sommerlichen Temperaturen sorgen dafür, dass wir uns vermehrt im Freien aufhalten. Waldspaziergänge, Fahrradtouren oder einfach nur die Sonne im Garten genießen. Dabei sollte man auf die Plagegeister in Form von Zecken nicht vergessen, die im Gras auf ihre Opfer warten. Oftmals bemerkt man die kleinen Biester nicht – und diese können in Ruhe zustechen. Je länger eine Zecke Blut saugen kann, desto größer ist die Gefahr, an verschiedenen Krankheiten zu erkranken. Doch welche Krankheiten übertragen die kleinen Quälgeister? Und wie kann man sich schützen?
Sie gehören mit ihren acht Beinen zu den Spinnentieren und zu der Untergruppe der Milben. Sie werden aktiv, sobald es an mehreren Tagen über sieben Grad Celsius hat – ihre Körperform gleicht einer Linse. Die Rede ist von der Zecke. Weltweit gibt es etwa 850 Zeckenarten, in Österreich sind es 18. Zu den drei häufigsten gehören die Schildzecke, auch bekannt als „gemeiner Holzbock“, Auwaldzecke und Reliktzecke. Die Krabbeltiere lauern an Plätzen wie Wiesen, Gräsern und Büschen – sowie im Unterholz. Wenn die kleinen Biester einen neuen Wirt gefunden haben, beißen sie zu. Umgangssprachlich spricht man von einem Zeckenbiss, was nicht ganz korrekt ist. Denn die Zecke beißt nicht, sondern sie sticht. Sie verfügt über ein scherenartiges Mundwerkzeug, womit sie die Haut ihrer Beute aufreißt und sich mit ihrem Stechrüssel Zugriff zum Blut verschafft. Ihr Speichel dient als örtliche Betäubung, damit Mensch und Tier sie nicht bemerken. Eine Zecke saugt etwa sechs bis acht Milliliter Blut und kann somit unter Laborbedingungen zehn und in der Natur etwa drei bis fünf Jahre überleben.
Die unsichtbare Gefahr eines Zeckenstiches
Ein Zeckenstich wirkt auf den ersten Blick harmlos, aber der Schein trügt. Denn durch einen solchen Stich können von der Zecke aus gefährliche Krankheiten auf den Menschen übertragen werden. Die zwei häufigsten zwei Infektionskrankheiten sind das FSME-Virus und die Borreliose.
Das FSME-Virus
Die Abkürzung von FSME steht für Frühsommer-Meningoenzephalitis und ist eine Viruserkrankung. Dieses Virus kann einerseits durch die Zecke selbst, andererseits auch durch den Verzehr von Rohmilch von FSME-infizierten Kühen oder Ziegen auf den Menschen übertragen werden. Die Infektion verursacht eine Erkrankung der Hirnhäute und des zentralen Nervensystems. Nicht jede Zecke ist mit diesem Virus infiziert. In Österreich tragen rund drei Prozent der heimischen Zecken diesen tückischen Erreger in sich. Das FSME-Virus wird während des Blutsaugens durch den Speichel auf den Menschen übertragen. Der Krankheitsverlauf kann in zwei Phasen eingestuft werden.
Stufe 1: Nach einem Zeckenstich können bis zu zwei Wochen vergehen, bis erste Anzeichen auftreten. Die ersten Beschwerden können Kopfschmerzen, Fieber sowie andere grippeähnliche Symptome sein. Oftmals werden diese Krankheitszeichen als Sommergrippe wahrgenommen. Die Beschwerden vergehen im Großen und Ganzen nach einigen Tagen. Bei einem Großteil der Betroffenen ist somit die Infektion überstanden.
Stufe 2: Nach einer beschwerdefreien Phase kann es bei circa fünf bis fünfzehn Prozent der Betroffenen zu einem zweiten Krankheitsverlauf – bis hin zu einer Entzündung der Hirnhäute, auch Meningitis genannt, kommen. Das FSME-Virus hinterlässt bleibende Schäden wie etwa Lähmungen, Sprachstörungen oder dauerhafte Schmerzen. In Österreich wurden letztes Jahr (2020) 250 FSME-Fälle gemeldet, wie viele daran verstorben sind, ist derzeit nicht bekannt. Im Kalenderjahr 2018 starben hierzulande fünf Menschen an dem FSME-Virus.
Eine infizierte Person kann dieses Virus nicht auf andere Menschen übertragen. Ein direktes Medikament gegen diese Krankheit gibt es derzeit nicht. Bei einer medizinischen Behandlung werden die bestehenden Symptome bekämpft. Das bedeutet, es werden fiebersenkende und schmerzstillende Arzneien verabreicht. Schlussendlich muss der Körper alleine gegen dieses Virus ankämpfen.
Durch eine FSME-Impfung kann man sich vor einer Infektion und somit vor einem schweren Krankheitsverlauf schützen. Die Impfung besteht aus einer dreiteiligen Grundimmunisierung. Danach müssen Personen unter 60 Jahren alle fünf und Personen über 60 Jahre alle 3 Jahre die Impfung auffrischen.
Die Borreliose
Der Blutsauger kann neben dem FSME-Virus auch Borreliose übertragen. Borreliose wird durch die Bakterien namens „Borrelia Burgdorferi“ ausgelöst. Diese Bakterien befinden sich im Darm der Zecke und werden beim Blutsaugen in die Einstichstelle gespült. Diese Krankheit ist wiederum vermeidbar, wenn die Zecke rasch entdeckt und entfernt wird. Nach 12 bis 24 Stunden steigt das Risiko, sich damit zu infizieren. Die Infektion erkennt man an der typischen Wanderröte, eine ringförmige Rötung der Haut an der Stichstelle. Der Krankheitsverlauf ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und auch die Symptome können verschiedenartig sein. Die bakterielle Infektionskrankheit befällt die Haut, das Herz, das Nervensystem und die Gelenke.
Eine Borreliose-Infektion kann in drei Entwicklungsstadien eingeteilt werden. Das erste Stadium wird als Frühborreliose bezeichnet. Die ersten Anzeichen können nach wenigen Tagen, aber auch nach rund drei Monaten nach dem Stich auftreten. Die Symptome können unter anderem die Wanderröte und Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen sowie Fieber sein. Im Anfangsstadium lässt sich diese Erkrankung mit Antibiotika therapieren. In Phase zwei treten nach wenigen Monaten grippeähnliche Symptome bis hin zu einer Entzündung der Hirnhaut- und Nervenwurzeln auf. Erst nach Monaten bis Jahre nach einem Zeckenstich kann es zu der dritten Phase, also zur Spätphase kommen. In diesem Stadium klagen Betroffene über chronische Gelenkschmerzen. Außerdem können Nerven weiter geschädigt werden, was wiederum eine Lähmung zur Folge hat. Im Spätstadium ist eine Behandlung durch eine mehrwöchige Antibiotika-Therapie möglich, chronische Schäden können jedoch nicht rückgängig gemacht werden.
Im Gegensatz zu dem FSME-Virus gibt es bei Borreliose derzeit keinen Impfstoff. In Österreich haben rund 30 Prozent aller Zecken diese Bakterien. Die Schildzecke, auch als Gemeiner Holzbock geläufig, ist der Hauptüberträger dieser Krankheit.
Wie schützt man sich vor einem Zeckenstich?
Neben einer FSME-Impfung gibt es auch allgemeine Schutzmaßnahmen, um sich vor einem Befall dieser kleinen Biester zu schützen. Eine effektive Vorsichtsmaßnahme ist das Tragen von langärmeliger und heller Kleidung. Des Weiteren sollten die Socken über die beiden Hosenbeine gezogen werden. Einerseits haben die Zecken damit weniger Angriffsfläche, andererseits kann man die Krabbeltiere an der hellen Kleidung leichter erkennen als an dunkler. Ein weiteres Hilfsmittel sind Zeckenschutzmittel für die Haut und Kleider. Nach einem Aufenthalt im Freien soll der Körper nach Zecken abgesucht werden.
Sollte sich doch eine Zecke auf der Haut verirrt und bereits zugestochen haben: Nur keine Panik! Diese kann durch einfaches Werkzeug entfernt werden. Am besten eignet sich eine Pinzette oder eine Zeckenkarte. Dabei soll die Zecke so hautnah wie möglich erfasst und senkrecht herausgezogen werden. Zum Schluss ist es empfehlenswert, die Einstichstelle gründlich zu desinfizieren. Sollte der Zeckenkopf in der Haut stecken bleiben, ist ein Besuch beim Hausarzt ratsam, der diese mit wenigen Handgriffen entfernen kann. Keinesfalls soll Öl oder Klebstoff im Kampf gegen die blutsaugende Zecke verwendet werden. Durch diese Materialien erstickt die Zecke und im Todeskampf gibt sie gefährliche Krankheitserreger von sich. Nach einem Zeckenstich ist es wichtig, auf mögliche Symptome in den nächsten Tagen zu achten.
Die Expert*innen empfehlen darüber hinaus, den Impfschutz regelmäßig auffrischen zu lassen. Das FSME-Virus, Borreliose und andere gefährliche Infektionskrankheiten sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ein unentdeckter und unbehandelter Zeckenstich kann das ganze Leben verändern und im schlimmsten Falle auch zum Tode führen!
Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema, dient aber nicht zur Selbstdiagnose und ersetzt auf keinen Fall die Konsultation eines Arztes!
Ein spannender und gut recherchierter Artikel – gefällt mir sehr gut.