Wir müssen wieder mutiger werden

Oft ist von „Politikverdrossenheit“ bei Jugendlichen die Rede. Kein Wunder, denn die Wortmeldungen heimischer Politiker*innen adressieren selten die Bedürfnisse junger Menschen. Doch leider beschränkt sich das Desinteresse oft nicht nur auf politische Themen.

„Das wird schon seinen Grund haben. Die wissen sicher, was sie tun“, hieß und heißt es oft in der Corona-Krise. Die Politiker*innen würden ihren Job machen, auszusetzen gibt es nichts.

Erschreckenderweise vertreten immer mehr junge Menschen diese „Meinung“ – gerade, wenn es um Corona geht. Man könnte dann Fragen stellen, wie zum Beispiel: Findest du es wirklich gut, dass du weniger lernst in der Schule? Findest du es schön, dass du dich mit niemandem mehr treffen kannst und dass viele (gerade junge Menschen) durch Corona-Maßnahmen psychisches Leid entwickeln? Findest du es wirklich gut, dass deine Jobchancen schwinden und es immer mehr Arbeitslose gibt?

Meistens läuft dann ein leiser Nachdenkprozess an. Natürlich kommt gleich das Argument, es gehe jetzt ja um die Gesundheit – nennen wie sie mal „Corona-Gesundheit“. Denn auf die psychische Gesundheit wurde ja nicht geachtet.
Und natürlich: In dieser Zeit muss man abwägen, was möglich ist, was gefährlich ist, was vertretbar ist. Keinesfalls sagt jemand, dass Corona eine einfache Situation ist. Aber eben: Es geht um eine klassische Güterabwägung. Gesundheit vs. Freiheit. Gesundheit vs. Bildung. Gesundheit vs. Wirtschaft – und so weiter. Und bei all den genannten Themen verlieren die Jungen. Denn: Sie haben weniger Unterricht und damit weniger Bildung, sie haben weniger Freiheiten (was im Jugendalter oft besonders schwierig ist), sie finden keine Lehrstellen, weil das Angebot verknappt ist.

Und trotzdem: Hat irgendwer etwas von einem Protest von Jugendlichen gehört? Gut, bei der Klimakrise hat es das erstmals seit Jahrzehnten wieder gegeben. Aber die Tatsache, dass junge Menschen bei der Corona-Krisenplanung größtenteils völlig vergessen wurden, hat wirklich niemanden empört?

Erschreckend. Das gliedert sich aber nur in eine Reihe von anderen Beispielen ein, die zu beobachten sind. Subjektiv könnte man ja meinen, dass sich junge Menschen nur noch für das eigene Handy interessieren. Solange man ihnen das nicht wegnimmt, kann man alles andere getrost abdrehen. Kommt dann noch das Pauschalargument („Es geht jetzt um die Gesundheit“), denkt ohnehin niemand mehr weiter.

Im Grunde müssen sich junge Menschen wieder viel mehr wehren und ihre Meinung wieder stark vertreten. Und frisch trägt dazu bei, in dem junge Menschen das sagen können – ungebremst – was ihnen auf der Zunge brennt.

lucas.ammann@frischnews.at / Twitter: @lucasammanncom

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