Warum geht mich Wählen was an?

Am 29. September finden wieder einmal Nationalratswahlen statt. Einmal mehr werden Österreicher/innen zur Wahlurne gebeten um einen neuen Nationalrat und damit verbunden eine Regierung und eine Opposition zu wählen. Doch weshalb sollte der Einzelne wählen gehen? Was bewirkt meine Stimme und wieso hat dies überhaupt Bedeutung für mich?

Das Jahr 1918 kennzeichnet nicht nur das Ende des ersten Weltkriegs, sondern auch den Beginn der Wahlgeschichte Österreichs. Bereits ein Jahr später war es allen StaatsbürgerInnen erlaubt, eine Stimme abzugeben und damit eine Richtung für die kommenden Jahre zu wählen. Mehr als 100 Jahre später, hat sich an dem Prinzip nichts geändert. Auch wenn neue Parteien geschaffen wurden, das Prinzip einer freien, geheimen und fairen Wahl ist geblieben. Sicherlich wurde das System über die Jahre verbessert und ausgefeilter, die Grundidee ist dennoch dieselbe geblieben. Nämlich einen Ausdruck politischer Ideen, dem Willen für Ideale und Prinzipien einzustehen und wenn es sein muss, diese auch zu verteidigen.

Doch warum soll der Einzelbürger oder die Einzelbürgerin heutzutage überhaupt wählen gehen? Die eigene Stimme kann doch sowieso weder großen Einfluss haben noch wirkliche Veränderung bewirken. Und Parteien versprechen doch überdies immer etwas, das nach der Wahl nicht umsetzbar ist.

Allerdings liegt man mit diesem Rückschluss falsch. Wählen zu gehen zeigt einerseits, dass Menschen bereit sind, etwas ändern zu wollen, unabhängig von der zu unterstützenden Partei. Wählen zu gehen zeigt, dass man sich indirekt mit dem politischen Geschehen auseinandersetzt und wählen zu gehen zeigt ebenfalls, in welche Richtung Politik und deren VertreterInnen steuern sollen. Denn Entscheidungen, die heute getroffen werden, können Jahre lang ein Begleiter und eine Weichenstellung für die Entwicklung Österreichs werden.

Verständlicherweise hat über die letzten Jahre das Vertrauen in die Politik abgenommen. Schuld daran sind nicht zuletzt der fehlende Mut diverser PolitikerInnen, die ständige Schuldzuweisung der verschiedenen Parteien und das Fehlen von nachhaltigen und umsetzbaren Ideen. Doch ein Vertrauensverlust in die Demokratie ist nicht die Lösung. Gerade in schweren Zeiten ist es wichtig, mit anderen Personen zu diskutieren und einen Konsens zu finden. Schließlich ist eines der größten Vorteile in einer funktionierenden Demokratie, dass Meinungspluralismus und Einbringung in das politische Geschehen auch wirklich ermöglicht werden. Wählen gehen stärkt eine Demokratie ungemein, auch wenn man für sich persönlich keine Partei unterstützen möchte, ist die eigene Stimme ein direkter Ausdruck politischen Willens.

Es ist essenziell, dass man seinem Ausdruck Gehör verleitet und nicht die Augen zu verschließen und Politik die Sache „Anderer“ werden zu lassen. Man muss nur den Mut haben, eine für sich selbst vertretbare Position zu finden und für Diese auch einzustehen. Denn wenn wir als Volk authentisch bleiben und den Glauben an unsere funktionierende Demokratie beibehalten, können wir auch tatsächliche Veränderung erreichen. Man muss nur wählen gehen.

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