Der Krieg im Sudan begann vor zwei Jahren als sich die Konflikte zwischen der sudanesischen Armee und den mächtigen paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) in Waffengewalt entluden. Die Kämpfe haben eine riesige – und wenig beachtete – Fluchtbewegung ausgelöst, die von der UN als die schlimmste humanitäre Krise der Welt beschrieben wurde. Es ist also doppelt so unverständlich, dass die Vertreibung von rund 12 Millionen Menschen im Sudan in „westlichen“ Medien keine Beachtung findet. Neben der Zahl der Geflohenen, die zum Handeln aufrufen müsste, häufen sich Meldungen über genozidale Angriffe in der Region Darfur. Diese Angriffe geschehen entlang ethnischer und religiöser Trennlinien. Der Sudan ist eines der größten Länder des afrikanischen Kontinents und ist mehrheitlich muslimisch geprägt. Verantwortlich für diesen möglichen Völkermord sind Miliztruppen, die in Verbindung mit der RSF stehen, sie sollen Personen der Massalit und andere nicht-arabisch-stämmige Personengruppen gezielt verfolgt und getötet haben, wobei auch sexuelle Gewalt Teil ihrer Kriegsführung sein soll.
Der Ursprung des Konfliktes
2021 kam es im Sudan zu einem Coup, in dem zwei Generäle federführend waren: Abdel Fattah al-Burhan, der Befehlshaber der sudanesischen Armee und dann Staatsoberhaupt sowie Mohamed Hamdan Dagalo, der Befehlshaber der RSF und ehemaliger Stellvertreter al-Burhans. Im Zuge der Umwandlung des Sudans nach diesem Coup konnten sich al-Burhan und Dagalo aber nicht einigen, wie das Land wieder zu einer zivilen Regierung kommen sollte, nun da der Langzeitmachthaber Omar al-Bashir und die daraufgefolgte zivile Regierung entmachtet wurden. Der größte Punkt in den Uneinigkeiten der Generäle betraf die Rolle und Zukunft der RSF. Diese 100.000 Mann starke Miliz sollte in die Armee eingegliedert werden, wer aber die Kontrolle über diese neue und äußerst starke Armee haben sollte, brachte al-Burhan und Dagalo auseinander, während keiner ein Stück seiner Macht einbüßen wollte.
Dagalo und seine RSF sind ein bedeutender Machtfaktor im Sudan — hervorgehend aus der Janjaweed Miliz, die ihrerseits im Verdacht stand in Darfur genozidale Angriffe durchgeführt zu haben. Die RSF hat sich mit der Kontrolle einiger Goldminen im Land sowie Einsätzen im Jemen und Libyen militärisch und wirtschaftlich einen Namen gemacht.
Der Funken, der den Konflikt entzündete, sprang im April 2023 über, als Teile der RSF neu im Land verteilt wurden und damit eine Gefahr für die Armee darstellten. Die Kämpfe weiteten sich blitzartig auf alle Teile des Landes aus. Während zunächst vor allem strategisch wichtige Orte umkämpft wurden, weitete sich der Kampf bald auf urbane Gebiete aus, was die hohe Zahl der Flüchtenden erklärt – der Sudan hat eine Bevölkerung von knapp 50 Millionen. Die RSF kontrollieren hauptsächlich den Südwesten des Landes und hielt lange Zeit die Hauptstadt Khartum, während die Armee vor allem den Südosten und die wichtigen Häfen am Roten Meer kontrolliert. Im Frühjahr 2024 konnte die Armee Omdurman erobern, was einen hohen symbolischen Stellenwert für die Armee darstellte.

Kein Ende der Kämpfe und der Gewalt
Ende März 2025 konnte die Armee unter al-Burhan die Hauptstadt Karthum zurückerobern, ein weiterer großer symbolischer – und militärischer – Sieg. Doch diese Millionenstadt, das Herz des Landes, ist nur mehr ein ausgebrannter Rest, verwüstet und zerstört durch Wellen urbaner Kriegsführung, die schon in anderen Teilen des Landes stattfand und zu diesen höchsten Vertriebenenzahlen führen. Die Metropole am Nil hat ihre Schönheit gegen zerbombte Gebäude und zerstörte Straßen getauscht. Hat der Sudan in den letzten sieben Jahrzehnten drei Bürgerkriege erlebt, ist dieser jetzige aber der erste, der auch die vielbevölkerte Hauptstadt getroffen hat, zuvor waren andere Teile des Landes die Schauplätze der Gewalt.
Neben den Vertreibungen von Millionen leiden laut NGOs 25 Millionen Menschen an Hunger und der UN-Sondergesandte für den Sudan sprach 2023 über sexuelle Gewalt, Plünderungen und Morde in den Gebieten unter der Kontrolle der RSF. Die BBC hat durch ihre Recherchen erfahren, dass beide Seiten Artillerieangriffe auf Krankenhäuser durchführten und Ärztinnen und Ärzte gezielte Opfer von Tötungen wurden. Diese Aktionen sind als Kriegsverbrechen zu werten und so kann von einem in schwarz/weiß zu gliedernden Konflikt hier also nicht die Rede sein. Hilfsorganisationen nennen Blockaden ihrer Konvoys und UNICEF spricht von gezielter sexueller Gewalt gegen Kinder, sowie von massenhafter sexueller Gewalt als Kriegswaffe.
Die internationale Antwort auf die Gewalt und die Verbrechen ist, verglichen mit der Schwere, recht leise. Es gibt Hilfspakete und Einladungen zu Waffenstillstandverhandlungen, aber wirkliche Früchte trugen diese Bestrebungen nicht. Zudem gibt es Anschuldigungen von Einflussnahmen anderer Länder in den Konflikt, die RSF sollen vom Tschad, Südsudan, Libyen und den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützt werden, während die Armee wohl iranische Drohnen für ihren Sieg um Khartum benützt hat und in der Gunst Ägyptens steht.
Verblasst – ja gar nicht erst genannt
Internationale Beobachtungen sehen aber kein Ende des Konflikts, sondern warnen vor einer zunehmenden Eskalation und Weiterführung der Gräuel. Es ist erschreckend zu sehen, dass dieser Konflikt, der Gewalt und Tod seinesgleichen sucht, neben der Berichterstattung anderer Kriege verblasst – ja gar nicht erst genannt wird.