Zwischen Fakt und Fiktion: Wie realistisch ist eigentlich „The Crown“?

Die Serie „The Crown“ begeistert seit 2016 Millionen von Zuschauer*innen. Sie handelt vom Leben der kürzlich verstorbenen Queen Elisabeth II und der königlichen Familie und gibt Einblicke in das Leben im Palast. Besonders Skandale und intime Gespräche innerhalb der Palastmauern faszinieren die Zuschauer*innen mit jeder Staffel mehr. Doch stimmt alles, was man in der Serie sieht, oder hat Netflix die Geschichte für Show-Zwecke umgeschrieben? 

Generell kann gesagt werden, dass die Netflix-Serie auf wahren Begebenheiten basiert. Erfinder und Autor von „The Crown“, Peter Morgan, sagt im Interview mit „The Royal Collector´s Edition“: „Wir recherchieren extrem gut und genau. Die Begebenheiten entsprechen der Wahrheit, der geschichtliche Kontext natürlich auch. Bei den Dialogen erfinden wir, weil wir ja nicht dabei waren.“ Allerdings entspricht das, was in der beliebten Serie gezeigt wird, oft nicht ganz der Realität. Denn Szenen und Ereignisse werden dramatischer dargestellt, als sie es eigentlich waren. Vorsicht, Spoiler!

1. Die Smog-Katastrophe 1952

Den „großen Smog“ in London im Jahr 1952 gab es tatsächlich. Es war ein Smognebel, der zu der Zeit in London nicht außergewöhnlich war, allerdings war er stärker und länger als normalerweise. An den Folgen des Smogs starben Schätzungen zufolge zwischen 6.000 und 12.000 Menschen, wobei die meisten nicht währenddessen, sondern oft Jahre später an Spätfolgen der schlechten Luftverhältnisse ums Leben kamen. Die Situation wird in der Serie etwas überspitzt dargestellt. Immerhin herrschte damals, obwohl es durch den dichten Smog zu einigen Diebstählen kam, keine allgemeine Panik.

2. Prinz Philips Verweigerung, vor der Queen zu knien

Prinz Philip war dafür bekannt, sich hin und wieder gegen Familientraditionen durchsetzen zu wollen – beispielsweise hinsichtlich der Nachnamen seiner Kinder oder deren schulischen Ausbildung. Es stimmt jedoch nicht, dass er bei Queen Elizabeths Krönung nicht vor ihr knien wollte. Er selbst stammte aus einer Adelsfamilie, in der es Traditionen zu beachten galt und hätte sich vor allem in der Öffentlichkeit nie dagegen widersetzt.

3. Prinzessin Margarets Versuch, Königin zu werden

In der Serie sprach Prinzessin Margaret mit dem Privatsekretär ihres Vaters, Sir Alan (Tommy) Lascelles, darüber, statt ihrer Schwester, Prinzessin Elisabeth einmal Queen zu werden. In Realität hat es ein Gespräch dieser Art nie gegeben. Die Szene sollte lediglich verdeutlichen, dass sie sich als jüngere Schwester mit dem Wunsch, selbst irgendwann Königin zu werden, auseinandersetzt. 

4. Der Besuch der Queen am Sterbebett Winston Churchills

Als Winston Churchill in der ersten Folge der dritten Staffel krank im Bett liegt, besucht Queen Elizabeth II. ihn zum letzten Mal, ehe er starb. Dabei küsst sie den früheren Premierminister zum Abschied auf die Stirn. Diese Geste ist frei erfunden und sollte die Nähe der Beiden zum Ausdruck bringen. Churchill war in mancher Hinsicht eine Art „Vaterersatz“ für die Queen und die beiden pflegten ein besonderes Näheverhältnis. Bei seiner Beerdigung im Jahre 1965, brach die Königin aber das Protokoll, in dem sie vor der Verwandtschaft ankam, um zu zeigen, wie viel Respekt sie vor Churchill und dessen Familie hatte. Im Normalfall ist die Queen immer die letzte Person, die eine Veranstaltung betritt.

5. Die Affäre zwischen der Queen und ihrem Pferderennleiter

In der Serie wird oft angespielt, dass Queen Elizabeth II. eine Affäre mit Lord Porchester hatte. So sieht man zum Beispiel die beiden, wie sie zusammen nach Frankreich und Amerika reisen, um sich Pferdeställe anzusehen. Diese Affäre gab es in Wahrheit nicht. Die beiden waren nie lange zusammen auf Reisen und wurden in den meisten Fällen entweder von Prinz Philip oder Lady Porchester begleitet. 

Zusammenfassend ist festzustellen, dass nicht immer alles, was in der Serie gezeigt wird auch tatsächlich den Realitäten entspricht. Anhand des Beispiels des großen Smogs in London ist erkennbar, dass der geschichtliche Hintergrund zwar korrekt ist, die Reaktion des Palastes jedoch für die Serie dramatischer dargestellt wurde, als sie tatsächlich war. Oliver Dowden, der ehemalige britische Kulturminister, forderte, dass zu Beginn jeder Folge darauf hingewiesen werden soll, dass es sich dabei um eine fiktive Serie handelt. Nicht zuletzt gab es auch von Seiten des Buckingham Palastes immer wieder Kritik daran, dass die Reihe nicht den Tatsachen entsprechen würde. Für November des heurigen Jahres ist die Veröffentlichung der bereits 5. Staffel angestrebt.

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