Sanna Marin: Aufregung um Party-Videos gerechtfertigt?

Vor einiger Zeit sind Videos veröffentlicht worden, in dem eine Frau zu sehen ist, die tanzt. Darauffolgend brach ein Shitstorm aus, denn das Video sorgte sowohl in Europa als auch in den USA für sehr viel Kritik. Aber warum?

Die Videos, die bei einer Privatfeier entstanden, wurden von Unbekannten veröffentlicht und verbreiteten sich, besonders auf Twitter, rasant. Es handelte sich bei der Frau im Video um die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin. Einzelne kritische Stimmen sahen einen Zusammenhang zwischen der ausgelassenen Stimmung in den Videos und Drogenkonsum, sodass Marin sich genötigt sah einen Drogentest zu machen, der negativ ausfiel. Sie selbst betonte, dass sie den Test ungerechtfertigt findet, ihn aber gemacht hat, um sich rechtlich abzusichern und Zweifel auszuräumen. Außerdem kritisiert sie, dass diese privaten Videos überhaupt veröffentlicht wurden. 

Wer die Videos gesehen hat wird gemerkt haben, dass es sich dabei um Partyvideos handelt, wie es sie oft gibt. Es wird getanzt, in die Kamera geprostet und gesungen. Es stellt sich hier also nicht die Frage, ob das Verhalten grundsätzlich angebracht ist, sondern ob solch ein Partyabend für eine Ministerpräsidentin vertretbar ist. Die Meinungen zu den Videos könnten nicht weiter auseinander gehen. Kritiker betonen, dass ein solches Verhalten von einer Ministerpräsidentin unpassend und anstößig sei. „Befürworter“ halten die Kritik oftmals für frauenfeindlich und meinen, dass sich männliche Politiker für ähnliches Verhalten nicht rechtfertigen müssten. 

Peggy Nash, ehemaliges Mitglied des kanadischen Unterhauses, kommentierte, dass Marins Verhalten sowohl aufgrund ihres Geschlechts als auch ihres Alters so heftig kritisiert wird. Arwa Mahdawi, Kolumnistin beim Guardian sagte dazu: „Donald Trump zahlt große Summen Geld an einen Porno-Star? So sind Jungs eben. Aber eine Frau tanzt mit Freunden im Wohnzimmer? Lasst die Hexe einen Drogentest machen!“. Auch Hillary Clinton meldet sich dazu via Twitter zu Wort und postet ein Bild, auf dem sie tanzend zu sehen ist. 

Nicht nur gesellschaftspolitisch sind die Videos umstritten, auch aus der Sicht der journalistischen Ethik sind sie diskutiert worden. Einerseits verbreiteten sich die Aufnahmen rasant auf Twitter, andererseits verwendeten Medien sie, um dem Publikum die Chance zu geben sich ein eigenes Bild zu machen, wodurch sie allerdings noch bekannter wurden. Hier darf man nicht vergessen, dass auch Politiker ein Recht auf Privatsphäre haben. Tanjev Schultz, ein Journalismusprofessor an der Universität in Mainz sagte gegenüber der FAZ, dass er im Falle dieser Videos kein überwiegendes Öffentliches Interesse sieht, dass die Veröffentlichung rechtfertigt.

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