Vom Spaß zum Erfolg: Die Entwicklungsreise von Social-Media-Star „martyaustria“

Der Social-Media-Star „martyaustria“ ist weithin über die Bildschirme der „TikTok“-App bekannt. Im Gespräch mit dem „frisch“-Chefredakteur Stv. Markus Gratzer teilt er seine Erfahrungen über die Höhen und Tiefen, die mit dem Ruhm in den sozialen Medien einhergehen. Außerdem gewährt er faszinierende Einblicke in seine kreativen Prozesse und schildert, wie der Erfolg sein persönliches Leben beeinflusst hat.

Wie bist Du überhaupt auf die Plattform „TikTok“ gestoßen und wie hat sich Deine Reichweite im Laufe der Zeit entwickelt?

Ich bin schon seit den Zeiten von „musical.ly“ aktiv dabei und habe dies immer aus reinem Spaß und Freude getan. Später wechselte ich zu „TikTok“ und entschied mich bewusst gegen die Erstellung von Massen-Content. Stattdessen wollte ich meinen eigenen Content kreieren. Ich suchte nach Lücken in der Plattform und begann dann mit dem Projekt „Kärntnerisch für Anfänger“. In diesen Videos erklärte ich Kärntnerische Wörter, die außerhalb von Kärnten kaum bis gar nicht bekannt sind. Eines dieser Videos lud ich in der Nacht hoch, ging dann schlafen und wurde am nächsten Morgen von über 10.000 Views überrascht. Das bestärkte mich in der Annahme, dass diese Art von Videos gut ankommt. So setzte ich meine Bemühungen fort. Mit der Zeit stieg meine Reichweite von 100 Abonnent*innen auf 1.000, dann auf 5.000 und schließlich auf 10.000. Heute zähle ich über 354.000 Follower*innen.

Über 354.000 Menschen folgen dem Social Media-Star auf „TikTok“

Wie hat der Erfolg auf „TikTok“ Dein persönliches Leben beeinflusst, sowohl positiv als auch negativ?

Mir wurde das im Jahr 2019 so richtig bewusst. Ich war bei „McDonald’s“, um etwas zu essen, als plötzlich zwei Mädchen mich beobachteten und anlächelten. Sie kamen auf mich zu und fragten, ob ich nicht derjenige sei, der auf „TikTok“ ist. Ab diesem Moment wurde mir klar, dass Menschen langsam begannen, mich zu erkennen. Das war mir zuvor nicht bewusst gewesen. Anfangs fühlte es sich seltsam an, wenn plötzlich Leute mich ansahen, beobachteten und nach einem Foto fragten. Es dauerte eine Weile, bis ich mich daran gewöhnte, dass man mich erkannte.

Inwieweit beeinflusst die ständige Präsenz in den sozialen Medien Deine persönliche Lebensbalance und gibt es Strategien, die Dir dabei helfen, diese Balance zu wahren?

Derzeit meide ich viele Orte. Ich weiß genau, welche Orte zu welcher Uhrzeit ideal sind, um einfach meine Ruhe zu haben, beispielsweise beim Essen in einem Restaurant. Das Schlimmste für mich ist wirklich, wenn ich irgendwo Essen gehe und die Leute mich erkennen, mich beobachten. Dann kann man nicht mehr entspannt essen oder einfach nur sitzen. Wenn ich jedoch durch die Stadt gehe oder auf Partys bin, kann ich damit umgehen, wenn mich die Leute erkennen – das ist völlig in Ordnung. Das ist die Kehrseite der Medaille, wenn man in den sozialen Medien erfolgreich ist. Die Privatsphäre ist dahin!

Kannst Du unseren Leser*innen einen Einblick in Deinen kreativen Prozess geben? Wie entwickelst Du Ideen für Deine „TikTok“-Videos?

Es hängt vom Inhalt des Videos ab, sei es eine Song-Parodie oder ein Comedy-Video. Normalerweise investiere ich bei meinen Song-Parodien bis zu drei Stunden. Zuerst wähle ich ein Thema, das zu aktuellen Ereignissen passt, wie während der Coronavirus-Zeit das Thema Corona oder in Bezug auf die Bundesregierung das Thema Politik. Bei den Comedy-Videos verbringe ich oft bis zu fünf Stunden vor meinem Laptop, um eine Geschichte zu entwickeln – etwas aus dem Alltag, das ich jedoch auf eine humorvolle Weise umdrehe. Alles, was im echten Leben normal ist, wird im Video als nicht normal dargestellt und umgekehrt.

Generell benötige ich von der Idee bis zum fertigen Video bis zu acht Stunden. Daher gibt es von mir auch nicht so viele Videos. Ich produziere lieber weniger Videos, dafür aber mit höherer Qualität.

Welche Art von „TikTok“-Inhalten würdest Du gerne in der Zukunft ausprobieren?

Am Anfang meiner Influencer-Karriere lag mein Fokus stark auf Kärnten, jetzt habe ich meinen Blick ein wenig auf ganz Österreich ausgeweitet. In Zukunft plane ich jedoch, wieder verstärkt Kärnten-spezifischen Content zu produzieren. Wenn mir Dinge nicht gefallen, werde ich diese negativen Aspekte satirisch umsetzen. Ich habe bereits festgestellt, dass manche Menschen sich angegriffen fühlen, wenn man politische oder wichtige aktuelle Themen anspricht. Für mich steht dies im Kontext von Comedy und Satire. Meine Videos sind nie böse gemeint. Oftmals geht es um ein Problem, das ich auf ironische und sarkastische Weise den Menschen verdeutlichen möchte.

Was war der lustigste oder seltsamste Moment, den Du während eines „TikTok“-Drehs erlebt hast?

Einen lustigen Moment kann ich jetzt spontan nicht herauspicken. Ein besonderes Highlight waren jedoch meine „Marty on Tour“-Folgen, in denen ich Menschen interviewe. Durch diese Tour habe ich bereits viele unterhaltsame Leute kennengelernt, die interessante Geschichten erzählt haben. Es gab sowohl spannende als auch amüsante Momente. Wenn ich mich zurückerinnere an Lignano, wo ich ebenfalls Leute interviewt habe, fallen mir oft witzige Antworten ein, die mich auch nach dem Dreh noch immer zum Lachen bringen.

Welche Rolle spielst Du im Bezug auf soziale Verantwortung und wie versuchst Du Deine Reichweite für positive Veränderung zu nutzen?

Die Person, die ich in den sozialen Netzwerken präsentiere, ist eine Rolle! Die wirkliche Person Martin unterscheidet sich erheblich von der Kunstfigur Marty. Zwischen den beiden liegen Welten. Persönlich bin ich ein sehr ruhiger und introvertierter Mensch. In meinen Videos verkörpere ich hingegen den cholerischen, grantigen, biertrinkenden und manchmal lautstarken martyaustria. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass es sich dabei um eine Kunstfigur handelt!

Wie gehst Du mit Hate-Kommentaren und Kritik in den sozialen Netzwerken um?

Hate bekommt man oft, wenn man Erfolg hat! Sobald man eine bedeutende Rolle einnimmt, lässt der erste Hate-Kommentar nicht lange auf sich warten. Dann erkennt man, dass man nun an dem Punkt angelangt ist, den man immer erreichen wollte. Berechtigte und sachliche Kritik ist völlig akzeptabel. Sollte die Kritik jedoch nur aus Beleidigungen und Beschimpfungen bestehen, sollte man sich diese nicht zu Herzen und persönlich nehmen! Es wird immer Menschen geben, die mich nicht kennen und trotzdem negative Kommentare verfassen, das wird mich nicht beeinträchtigen. Bis ich zu diesem Standpunkt gekommen bin, war es ein langer Weg und hat viel Zeit in Anspruch genommen.

Was gibst Du jungen Menschen mit auf dem Weg, die sagen, dass sie auch gerne „TikTok“-Star und Influencer werden möchten?

Das Allerwichtigste ist, eine vernünftige Ausbildung abzuschließen, sei es die Matura oder eine Lehrausbildung, abhängig von der gewählten Branche. Ich sage immer, jeder, der erfolgreich sein will, sollte nicht primär darauf abzielen. Ich persönlich habe nie das Ziel verfolgt, Influencer zu werden. Das war nie meine Absicht. Ich wollte das immer nur aus Spaß machen und Menschen unterhalten. Vielleicht ist genau das das Geheimrezept? Wenn heute jemand sagt, dass er auch Influencer werden möchte, kann ich nur davon abraten. Es scheint, als würde jeder Zweite in jungen Jahren diesen Weg einschlagen wollen. Viele übersehen dabei, dass es auch viele negative Seiten gibt. Als Erwachsener kann man damit umgehen, wie beispielsweise mit Hass-Kommentaren oder Beleidigungen. Wenn man jedoch zwischen 16 und 20 Jahre alt ist, wo man emotional noch nicht so gefestigt ist, kann es passieren, dass es einem über den Kopf wächst und man psychologische Hilfe in Anspruch nehmen muss.

Glaubst du, dass „TikTok“ eine nachhaltige Plattform für den Aufbau einer langfristigen Karriere ist?

Das ist eine schwierige Frage. Ein Leben ohne „TikTok“ kann ich mir gut vorstellen. Falls ich die Plattform von heute auf morgen nicht mehr nutzen könnte, könnte ich problemlos weiterleben. Ich bin nicht darauf angewiesen, Influencer zu bleiben. Bislang war es ein angenehmer Weg und wenn dieser einmal endet, ist das eben so.

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