Im Kampf um Anerkennung

Von „Die wahren Verbrecher hier seid ihr – Journalisten Terroristen“ bis „Journalisten sind sowieso die größten Huren auf dem Planeten“. Wenn solche Äußerungen im Stadion vom größten Fußballverein des Landes oder von einem ehemaligen Vizekanzler getätigt werden, wird schnell klar, wie es um Journalist*innen in Österreich steht. Persönliche Angriffe aus der Politik und körperliche Attacken bei Demonstrationen stellen am heutigen „Tag der Pressefreiheit“ kein gutes Zeugnis aus. Jedoch muss die Schuld dafür auch innerhalb der Medienbranche gesucht werden.

Journalismus soll sachlich und faktenorientiert sein, so heißt es im Volksmund. Es gibt nur ein Problem: Diese Art von Journalismus bewegt weder Massen noch verschafft er am meisten Leser*innen. Deswegen entscheiden sich (soziale) Medien vermehrt reißerisch und besonders skandalös zu publizieren. Man muss doch zugeben: Ein trockener Fakt in der Einleitung eines Artikels wie „Österreich verschlechtert sich in der Rangliste der Pressefreiheit Jahr für Jahr“ hätte die Aufmerksamkeit wohl weniger stark ergriffen wie die zwei obigen Zitate.

Daher erscheint die sekundenkurze Story bequemer als der einseitige Zeitungsartikel, der womöglich auch andere Ansichten enthält als die eigene. Bei Ersterem will man doch bloß die persönliche Meinung schnell bestätigt haben und die wichtigste Information ohne Rücksicht auf Kritik mitbekommen. Aber genau das, was in sozialen Medien fehlt, zeichnet Journalismus aus. Journalismus ist eben nicht die ungeprüfte Vervielfältigung des neuesten Gerüchts. Journalismus ist Faktencheck, Wahrheit, Meinungsvielfalt.

So schön diese Worte auch klingen mögen – so schön ist es leider nicht immer im Journalismus. Journalist*innen nehmen da und dort zu wenig Rücksicht auf betroffene Personen, vergessen da und dort ihre Verantwortung gegenüber dem Publikum und manchen ist der kurzzeitige Ruhm durch populistische Sager wichtiger. Aber so leicht darf „den“ Medien die Schuld nicht gegeben werden, denn Zeit und Geld für tiefgründige Recherche werden weniger, dennoch muss alles schneller gehen.

Guter Journalismus ist keine Garantie. Es liegt an uns, ob wir mit seriösen Medien ein öffentliches Kontrollorgan haben wollen. Entscheiden wir uns für die Wiedergeber*innen populärer Meinungen oder für die Aufdecker*innen von Wahrheit und Missständen? Ein paar Euro für Qualitätsnachrichten würden auf jeden Fall weniger schmerzen als der Ärger über schlechte Berichterstattung.

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