Im Sommer 2024 hat der österreichische Komponist Elias Hafner sein Studium der Medienmusik am Jam Music Lab in Wien abgeschlossen und den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Bereits 2021 erregte er mit seiner ersten EP „Painted Mountains“ Aufmerksamkeit. Jetzt, als freischaffender Künstler, arbeitet er an neuen Projekten und baut seine Karriere weiter aus. Chefredakteurin Chiara-Marie Hauser hat mit ihm über seinen musikalischen Werdegang, seine Herangehensweise an die Komposition und die Herausforderungen der heutigen Musikbranche gesprochen.
CMH: Was hat dich ursprünglich zur Musik geführt und wann hast du begonnen, selbst zu komponieren?
EH: Eigentlich war es mein Bruder, der mich zur Musik gebracht hat. Er wollte Gitarre lernen, ich war damals erst vier Jahre alt. Aber ich kam stattdessen zum Klavier, das hat mich sofort fasziniert. Schon in jungen Jahren zeichnete sich meine Leidenschaft für die Musik ab. Mit 15 begann ich eigene Stücke zu komponieren, und träumte zunächst davon, klassischer Pianist zu werden. Ich studierte Klavier in Graz und Klagenfurt, bevor mich meine Leidenschaft für Filmmusik nach Wien führte, wo ich schließlich Medienmusik studierte. Am Ende habe ich gemerkt, dass ich mich in meiner eigenen Musik am besten ausdrücken kann. Das ist meine Sprache.
Wie gehst du an das Komponieren eines neuen Stücks heran? Gibt es bestimmte Rituale oder Inspirationsquellen, die dir dabei helfen?
Ich liebe es, spazieren zu gehen. Da kommen mir oft die besten Melodien in den Sinn. Wenn ich dann zurück bin, setze ich mich ans Klavier und beginne mit der Umsetzung. Was als einfache Melodie startet, entwickel ich später am Computer weiter und arrangiere sie oft für ein ganzes Orchester.
Wie empfindest du die aktuelle Situation in der Musikbranche? Welche besonderen Herausforderungen siehst du für junge Musiker heute?
Die Musikbranche ist gerade in einem großen Umbruch. Es ist leichter als je zuvor, eigene Musik hochzuladen und zu veröffentlichen. Aber gleichzeitig ist es viel schwieriger geworden, sich als Künstler selbst zu positionieren und eine eigene Marke aufzubauen. Für mich ist die Musik heute nicht mehr strikt in „Pop“ oder „Klassik“ einzuordnen; ich fühle mich vielmehr von Filmmusik inspiriert, die Geschichten erzählt und Emotionen weckt. Für mich ist das, was ich mache, keine neue Klassik – und gleichzeitig keine alte. Diese klare Abgrenzung gibt es für mich nicht. Es ist wichtig für junge Künstler*innen sich auf sozialen Medien zu präsentieren, um entdeckt zu werden. Natürlich kann das auch Druck ausüben – Follower*innen und Reichweite entscheiden oft über Erfolg und Misserfolg. Aber es ist heute einfach Teil des Ganzen.
Gibt es Bereiche, in denen du als unabhängiger Künstler besonders auf Schwierigkeiten stößt? Wie gehst du damit um?
Es ist definitiv herausfordernd, besonders in einer Branche wie der Musik, die eine der größten und wettbewerbsstärksten ist. Aber wenn man für das brennt, was man tut, kann man wirklich etwas erreichen. Wenn man sich Personen, wie Max Richter und Olafur Arnalds ansieht, merkt man, wie sie mit ihren modernen Interpretationen der klassischen Musik einen breiten Zugang zur „alten“ Musik schaffen. Diese Künstler zeigen, dass man auch heute noch mit klassischen Ansätzen viele Menschen ansprechen kann, indem man sie neu interpretiert.
Was würdest du dir von der Musikindustrie wünschen, um jungen Künstlern den Einstieg zu erleichtern?
Ich wünsche mir, dass die Industrie weniger auf reine Zahlen wie Follower*innen und Reichweite schaut. Ich finde, es sollte mehr um künstlerische Qualität und Authentizität gehen. Wenn es nicht nur um Trends ginge, würden sich vielleicht mehr Musiker*innen trauen, ihren eigenen Stil zu entwickeln.
Was sind deine nächsten großen musikalischen Projekte oder Ziele? Gibt es etwas, worauf du besonders hinarbeitest?
Am 22. November werde ich ein Konzert geben, in dem ich einige meiner neuesten Werke präsentiere. Und im Januar steht die Aufnahme meines nächsten Albums an. Zum Schluss vielleicht noch ein Rat für junge Musiker*innen: Hört viel Musik, vernetzt euch, und denkt daran, dass ein Studium nicht immer der einzige Weg ist. Schaut, was es da draußen alles gibt.
Wir danken Elias für das Interview und freuen uns schon auf seine kommenden Veröffentlichungen.