Die Gier ist ein Fußball

Es ist schon eigentlich ein Jammer, wie auf Legendenstatus, Beliebtheit und Fans gepfiffen wird. Hauptsache, die Kasse stimmt. So scheint es das Motto viel zu vieler Fußballer zu sein. Ist das wirklich so? 

Jedes Jahr die selbe Leier 

Es ist schon lange nichts mehr Neues, dass sich das Transferkarussell in den Wintermonaten, speziell aber in den Sommermonaten kräftig dreht. Mindestens ein „Top-Transfer“ [Wechsel eines sehr bekannten Spielers; Anm.] muss dafür drinnen sein. Wochenlang wird von Fans und Medien spekuliert, von Beratern und Spielern verhandelt und oft ein neuer Vertrag unterschrieben. Meistens wird aber nicht nach neuen Herausforderungen gestrebt, leider nur nach mehr Geld und Prestige. Und nach ein paar Jahren –  manchmal mehr, manchmal weniger – beginnt das Spiel von vorne. 

Die Gier nach mehr Geld ist so groß, dass bei einem Wechsel über Tote gegangen wird. Fans, Legendenstatus bei ihrem (Ex-)Verein, ja sogar auf die eigene Beliebtheit kann ohne Weiters verzichtet werden. Das sieht man nicht zuletzt anhand der Transfers von David Alaba, welcher vom FC Bayern zu Real Madrid wechselte, Romelu Lukaku, der Inter Mailand in Richtung Chelsea verließ und Lionel Messi, welcher sich nach 21 Jahren vom FC Barcelona nach Paris Saint-Germain verabschiedete. 

Die Causa Messi 

Der drohende Abschied Messis vom katalanischen Traditionsklub war bereits vergangene Saison nah wie nie. Der sechsmalige Weltfußballer wollte um jeden Preis weg. Ein Unterfangen, welches nicht glückte. Heuer ist es aber soweit: Der Argentinier, welcher zuletzt die Copa Ameríca gewann, hat dem FC Barcelona bei den neuen Vertragsverhandlungen einen Korb gegeben. Von offizieller Seite macht man dafür die Regeln der spanischen Liga verantwortlich, angeblich hätte Messi auf große Teile seines Gehalts verzichtet, jedoch konnte keine Einigung mehr erzielt werden. Das Unvorstellbare ist Wirklichkeit geworden. 

Und ganz glaubhaft ist die Geschichte dann doch nicht. Mehrere Medien, darunter die „Sport Bild“ und einige spanische Fachmagazine, berichten, dass nicht die von Messi gewünschten Spieler verpflichtet worden sind. Zwar wurde diese Behauptung vehement bestritten, ganz abwegig ist aber auch das nicht. Schon letztes Jahr hatte Messi einige Forderungen an seinen Verein gestellt, die nur auf mehr Macht im Klub abgezielt haben.

Keine Herausforderung, dafür mehr Geld 

Ein Benehmen, das fehl am Platz ist, wenn man bedenkt, dass es doch der FC Barcelona war, der Lionel Messi überhaupt zu dem gemacht hat, was er heute ist. Aber nun ist Messi weg. Und endlich ist es auch fixiert, wo er in Zukunft spielen wird: Beim französischen Klub Paris Saint-Germain. Die Frage ist aber: „Warum ausgerechnet dort“? Die französische Liga wird fast immer von dem Klub aus der Hauptstadt dominiert, da wird also keine große Herausforderung auf ihn warten. Allerdings ist aufgrund des Eigentümers die Zahlungskraft groß. Rund 40 Millionen Euro kassiert er ab sofort jährlich, rund 30 Millionen Euro Handgeld zusätzlich, was eine Summe von unglaublichen 70 Millionen Euro ausmacht. Es wird auch weiterhin eine Spekulation bleiben, aber der Verdacht, nur wegen des Geldes gegangen zu sein, ist geradezu offensichtlich, zumal der „FCB“ deutlich weniger gezahlt hätte. In Zeiten der Pandemie, wo viele Menschen ihre Existenz verloren haben, oder kurz davor sind, diese zu verlieren, ist es eine Verhöhnung, wie ein einfacher Spieler, der nichts Herausragendes für die Menschheit je geleistet hat, so viel Geld verdienen kann und dann immer noch nicht den Hals vollkriegt, salopp ausgedrückt.

Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern a. D. hat nach dem Wechsel von David Alaba zu Real Madrid treffende Worte gefunden, wenn auch in einer anderen Preisklasse: 

„Ich glaube, sehr wenige Menschen haben in dieser existentiellen Krise Verständnis, wenn ein Fußballprofi schon 15 Millionen [Euro; Anm.] im Jahr verdient und dann mit 19 Millionen nicht zufrieden ist.“ 

Karl-Heinz Rummenigge

Karriereende als besseres Zeugnis der Treue

Noch ein Punkt, den der argentinische Nationalspieler Messi hätte bedenken sollen: Er hat bis auf den Weltmeister-Titel beinahe alles gewonnen, ist zurecht der wahrscheinlich beste Spieler der Welt. Hätte er damit also vor wenigen Tagen sein Karriereende bei Barça verkündet und als Trainer einen neuen Weg eingeschlagen, wäre das ganze hundertmal glaubhafter, als es jetzt ist. Laut Berichten hat man Messi sogar einen Vertrag über fünf Jahre angeboten, welcher aber vom Stürmer ausgeschlagen wurde, da er eine Saison ohne Gehalt hätte spielen müssen. Besonders hinterhältig, wenn man bedenkt, wieviel Geld der Argentinier bereits auf seinem Konto hat. Die Liebe zum Verein ist augenscheinlich nicht so groß wie jene zum Geld. Messi ist eben ein guter Freund von Neymar Jr., und der hat im Punkt „Wechsel aus Geldgier“ einiges vorgemacht. Tränen werden schnell vergossen, aber umso schneller kann man sich auch mit einem neuen Verein hinwegtrösten. Nur weil jemand beim Abschied weint, heißt das nicht automatisch, dass ihm der Wechsel leidtut.

Die Gier ist ein Fußball

Egal, ob nun Lionel Messi, David Alaba, welcher den aktuell besten Klub der Welt [FC Bayern München; Anm.] verlassen hat, Romelu Lukaku, der mit Inter Mailand die Meisterserie von Juventus brechen konnte, oder Harry Kane, der höchstwahrscheinlich Tottenham Hotspur verlassen wird, eines haben sie alle gemeinsam: Keinen Legendenstatus mehr und die Gier nach mehr Geld. Vielleicht sollte man das alte Sprichwort „Die Gier ist ein Hund“ umtexten in: „Die Gier ist ein Fußball“.

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