Der Musiker und Komponist Hubert Waldner blickt auf eine erfolgreiche Karriere zurück. Bereits in frühen Jahren trat er mit heimischen Musikgrößen wie Georg Danzer, Rainhard Fendrich, Opus, STS oder Kurt Ostbahn auf. Der pensionierte Musikpädagoge komponiert Filmmusik für österreichische Dokumentationen und veröffentlichte vor Kurzem seine eigene CD mit dem Titel „Universe“. „frisch“-Redakteur Markus Gratzer traf den Musiker und Komponisten zum Interview und durfte einiges über die Musikkarriere von Hubert Waldner erfahren.
Markus Gratzer (frisch): Hubert Waldner, Du kannst auf eine erfolgreiche Musikkarriere zurückblicken. Gehen wir ganz an den Anfang, wie fing alles an?
Hubert Waldner: Es war ein schwieriger Anfang. In meiner Familie war keiner Musiker. Meine Mutter spielte zwar Gitarre, mein Vater aber kein Instrument, somit war ich alleine mit meinem Interesse. Später habe ich mit meinem älteren Bruder Wilfried etwas entwickelt. Wir beide hatten die gleichen Interessen und haben uns im Alter von 15 Jahren gegenseitig aufgebaut. Mit Vorbildern der „Rolling Stones“ und der „Beatles“ gründeten wir unsere erste Band. Mein Bruder spielte Schlagzeug und ich Gitarre.
Welches Genre hattet ihr damals?
Wir orientierten uns an der englischen und angloamerikanischen Musik. Austro-Pop gab es damals keinen. Wir haben daher Englisch gesungen und das quasi Eins-zu-eins nachgemacht, so gut wir es eben konnten. Wir wollten wie unsere Vorbilder sein, sind damit aufgetreten und haben an Wettbewerben teilgenommen. Anschließend begann ich Lieder zu schreiben.
Wie waren Deine Anfänge beim Liederschreiben und wie hast Du das Komponieren gelernt?
Ich wusste damals nicht genau, wie man Lieder schreibt und komponiert. Habe mich daher am Blues orientiert. Der Blues hat mir dabei geholfen zu komponieren. Blues ist einfach: Drei Akkorde, einen Rhythmus und ein bisschen improvisieren. Die Tonleiter ist recht überschaubar. Wir haben uns an den amerikanischen Blues-Leuten orientiert und die eigenen Lieder sind entstanden. An meinen ersten Song kann ich mich sehr gut erinnern, er hieß „Tausend Steine – Thousand Stones“. Das Lied hat den Leuten sehr gut gefallen!
Was war rückblickend Dein allererstes musikalisches Erfolgserlebnis?
Das erste musikalische Erfolgserlebnis war in Kärnten, wo wir bei Wettbewerben gespielt und auch gewonnen haben. Ich kann mich noch erinnern, dass damals der ORF Kärnten für eine Reportage und ein Interview für das Radio in unsere Gegend kam. Wir waren damals sehr präsent. Unsere Band hieß „Jonathan“. Das war der Anfang meiner Karriere.
Wie sah Dein weiterer Weg aus?
Nach der Schulzeit ging es zum Militär, danach studierte ich für eineinhalb Jahre Psychologie in Wien und nebenbei bereitete ich mich für die Aufnahmeprüfung zum Musikstudium vor, welche ich geschafft habe. Anschließend studierte ich in Graz Jazz-Komposition und Arrangement, Saxophon und Querflöte. Während des Studiums schrieb ich für die ORF-Big Band. Mit Fleiß und Talent begann ich zu Schreiben und Komponieren. Das Schöne am Schreiben ist, dass einem niemand reinreden kann. In Graz habe ich kommerzielle Musik mit einer Band gemacht und wir spielten auf Veranstaltungen, Bällen und Zeltfesten. Nach meinem Diplom-Studium setzte ich mein Master-Studium in Amerika fort.
„Das Schöne am Schreiben ist, dass einem niemand reinreden kann.“
Hubert Waldner
Dein Weg führte Dich dann von Amerika wieder zurück nach Österreich?
Ich bin von Amerika wieder zurück nach Wien und es war die richtige Entscheidung! Ich habe gleich eine Anstellung als Lehrer bekommen. Neben meinem Beruf habe ich meine Band „HyperSax“ sowie den „Vienna School Act“ gegründet, wo ich die Schüler*innen mit den österreichischen Popstars zusammenbrachte. Von Wolfgang Ambros, Georg Danzer, Opus bis hin zu Falco waren sie alle in meiner Schule.
Wie wichtig war es Dir, den jungen Menschen die Musik zu vermitteln?
Es war mir immer sehr wichtig, jungen Menschen die Musik zu vermitteln und es ist bei meinen Schüler*innen sehr gut angekommen. Ich habe immer wieder die Stars in die Schule eingeladen und der Medienandrang war groß. Zu uns kamen Schüler*innen, die eine andere Schule abgebrochen haben, um in unsere Schule in die Polgarstraße zu wechseln, weil sie wussten, dass ich Musik unterrichte und sie dort ihre Liebe zur Musik finden konnten.
Wie hast Du es geschafft, mit den heimischen Musikstars auf Tournee zu gehen?
Ich hatte immer mit den heimischen Musikstars zu tun. Mit Wilfried und Opus waren wir auf Tournee. Georg Danzer hat mich angesprochen und dann habe ich mit Christian Kolonovits und Danzer eine Österreich-Deutschland-Schweiz-Tournee gemacht. Mein großer Vorteil war, dass ich mehrere Instrumente spielte. Das war auch der Grund, warum ich die Jobs bekommen habe. Mein Talent hat mir dabei sehr geholfen. Neben den Tourneen bin ich oft in Musikstudios gestanden.
Was war rückblickend für Dich das spannendste und prägendste Erlebnis?
Das spannendste Erlebnis war vor mehr als 80.000 Menschen im Wiener Stadion zu spielen, als damals Papst Johannes Paul II. im Jahr 1983 Wien besuchte. Es war deswegen spannend, weil ich damals mit einer Grazer Gruppe spielte, am Tag vorher aus Kanada zurückkam und dann stand ich auf der Bühne vor einer enormen Menschenmasse. Der Papst kam auf die Bühne und begrüßte jeden Musiker persönlich. Es war ein schönes Erlebnis!
Ein prägendes Erlebnis erlebten wir auf der Donauinsel, wo ich 20 Jahre lang mit dem „Vienna School Act“ spielte. Wolfgang Ambros trat mit uns vor mehr als 15.000 Menschen auf. Im Interview mit Barbara Stöckl erzählte Ambros, dass sie unbedingt bleiben und uns anhören müsse. Die Burschen seien besser als seine Band! Als wir auf der Bühne standen, gab es einen Stromausfall, wir spielten trotzdem weiter. Der Schlagzeuger, die Akkordeonistin und ich mit der Gitarre trotzdem spielten weiter, die Menschenmenge sang dazu und war begeistert. Das kann man sich kaum vorstellen. Daraufhin kam Wolfgang Ambros zu uns auf die Bühne und die Leute haben diesen Moment gefeiert. Kurz vor Ende des Liedes kam der Strom wieder zurück, es war ein fulminanter Schluss! Auf YouTube kann man sich unseren Auftritt ansehen.
Wie sah Dein Tourneeleben aus?
Das klassische Tourneeleben war für mich schwer. Ich hatte den Beruf des Lehrers und musste immer um Sonderurlaub ansuchen, wenn ich einen Monat weg war. Zum Glück hatte ich einen Direktor, der immer viel Verständnis für mich hatte. Im Gegenzug habe ich dafür die heimischen Stars in die Schule eingeladen.
Mit welchen heimischen Musikstars standest Du auf der Bühne?
Ich stand mit Opus, Georg Danzer, Wilfried, Gerd Schuller, Jazz Gitti – damals war sie am Beginn ihrer Karriere und hatte noch ein Lokal in Wien – auf der Bühne. Gefolgt von Kurt Ostbahn, Boris Bukowski, Andy Baum, Günter „MO“ Mokesch, Wolfgang Ambros, Rainhard Fendrich, STS und Falco, um nur einige zu nennen.
Du hast vor kurzem Deine eigene CD mit dem Titel „Universe“ veröffentlicht. Wie bist Du auf die Idee gekommen, eine CD zu produzieren?
In letzter Zeit beschäftige ich mich mit dem Textschreiben. Ich habe in meinem Leben genug gespielt und produzierte auch zahlreiche CDs, wo ich als Instrumentalist aktiv war. In den letzten Jahren haben sich zahlreiche Lieder angesammelt und diese möchte ich in Form einer CD dokumentieren. In Eigenregie durchzog ich das Projekt und wollte mich als Sänger präsentieren. In letzter Zeit singe ich sehr oft und gerne. Die Zeit und Muße habe ich und an Ideen mangelt es auch nicht. Beim Projekt der CD hat mich die Technik gereizt. Also habe ich die Herausforderung angenommen, mit dem wenigen Equipment, das ich zur Verfügung habe, das Optimalste herauszuholen. Mithilfe von Freunden in Graz haben wir ein gutes Produkt gefertigt. Ich bin dankbar, dass die Organisation „Slow Food“ mein Projekt finanziell unterstützte.
Die neue CD „Universe“, © Hubert Waldner
Wie lange braucht es von der Idee bis zum fertigen Produkt?
Von der Idee einer CD bis zum fertigen Produkt hat es etwa ein halbes Jahr gedauert. Man möchte nicht glauben, wie viel Arbeit darin steckt. Bis auf zwei Musiker, die ich bei diversen Stellen dazu geholt habe, steckt 100 Prozent Hubert Waldner in dieser CD „Universe“.
Woher nimmst Du die Inspiration für Deine Musik?
Inspirationen habe ich genügend und bekomme jeden Tag neue dazu. Wenn ich zum Beispiel ein Instrument in die Hand nehme, dann entstehen gleich Ideen in meinem Kopf und dabei versuche ich diese festzuhalten und dran weiter zu arbeiten.
Du produzierst auch Filmmusik. Wie schwierig ist es, die passende Musik für eine Dokumentation zu finden?
Das ist ein schwieriger Prozess. Bei der Erstellung redet der Regisseur des Filmes mit, denn diese wollen einen gewissen Sound haben. Die Inspiration ist für mich das Bild zu der Dokumentation und wenn ich das Material erhalte, komponiere ich die passende Musik dazu. Dabei lasse ich mich gerne von Bildern wie Bergen, Wiesen, Landschaften, aber auch mystischen Sachen wie Nebel und Wasser beeinflussen und anregen. Ich lasse die Bilder auf mich wirken!
Welchen Rat gibst Du einem jungen Menschen, der in der Musikbranche Fuß fassen möchte?
Ich finde es super, wenn sich junge Menschen für die Musikbranche interessieren. Diese braucht junge, gute Leute und vor allem fleißige und ehrgeizige, die sehr gute Ideen haben. Ich muss sagen, dass man sehr viel Zeit, Kraft und Geld investieren muss, damit man den Weg bis dorthin schafft. Das nötige Geld hatte ich damals nicht und musste mir alles durch die Musik schrittweise erarbeiten. Das heißt, sehr viel Geduld haben. Man darf sich nicht von einem Bild blenden lassen und glauben, dass man in einem Jahr ein großer Superstar sein wird. So etwas gibt es in der Realität nicht! Es ist ein Geduldsspiel und ein Lernprozess von der Idee bis zur Umsetzung. Bis man Erfolg hat, vergehen weitere Jahre. Man benötigt hauptsächlich Ideen, um irgendetwas zu bewirken und das kann einem niemand mehr wegnehmen. Es ist Deine Idee, Du bist der Urheber und somit bist Du schließlich auf dem Erfolgsweg!
Musiker und Komponist Hubert Waldner mit „frisch“-Redakteur Markus Gratzer