Generationenkonflikt

Auf der ganzen Welt warteten viele Fans der „Jurassic“-Filmreihe auf das herbeigesehnte und lange angekündigte Finale der Ära der Dinosaurier. Gestern, am 8. Juni, war in Österreich endlich Premiere für das „neue Zeitalter“: Jurassic World 3. 

Vier Jahre nach dem Vulkanausbruch auf Isla Nublar leben die Dinosaurier mit den Menschen zusammen, oder besser gesagt, sie versuchen es. Die von den Tieren ausgehende Gefahr ist immens, der Schwarzmarkt floriert. Der Rest der Handlung ist allerdings nichts Neues: Ein reicher Unternehmer – in dem Film Lewis Dodgson (derjenige, der in Jurassic Park Dennis Nedry mit der Beschaffung von Dinosaurierembryos beauftragte) – gibt vor, mit den Urzeittieren Forschung für gute Zwecke zu betreiben, führt aber dunkle Pläne im Schilde. 

Wenn man nicht gerade einen neuen (alten) Charakter vorgestellt bekommt – was bei diesem Überangebot von Personen und Stars auch zu Überblicksverlust führt – dann versuchen Owen Grady (Chris Pratt) und Claire Dearing (Bryce Dallas Howard) deren Adoptivtochter Maisie aus den Fängen der Bösewichte zu befreien. Das mittels Genetik „erzeugte“ Mädchen wurde nämlich entführt, um nicht im Film klar definierte Forschungen an ihr durchzuführen. Zwischendurch müssen Claire und Owen mit Dinos, die eher aus Märchen stammenden Faunen gleichen, kämpfen und irgendwie überleben. Unterstützung erhalten sie dabei von der toughen und coolen Kayla Watts, exzellent dargestellt von DeWanda Wise. 

Währenddessen versuchen die ersten Gäste des Jurassic Parks, Alan Grant (Sam Neill), Ellie Sattler (Laura Dern) und Ian Malcolm (Jeff Goldblum), der mit einer ordentlichen Portion Coolness und trockenem Humor im Drehbuch konzipiert wurde, die Gaunerei von Dodgson auffliegen zu lassen. Gemeinsam mit Wise bildet Goldblum eine Art Gegenpol zu den verhältnismäßig vielen kitschigen Liebeserklärungen. Und nebenbei gibt es Handlungen, die mit den dazugehörigen Nebencharakteren nicht auserzählt werden. Man fragt sich unweigerlich, welche Daseinsberechtigung diese haben – weder die Subhandlungen noch die starbesetzten Nebenrollen hätte es gebraucht. Aber vermutlich musste man solche Szenen einbauen, um die Haupthandlung aufzuhübschen und nicht nach nur 40 Minuten wieder fertig zu sein. 

Aber ansonsten wäre man nicht auf 147 Minuten Spielzeit gekommen. Außerdem wäre der Film sonst zu einer „Einbahnstraße“ mutiert, die Protagonist*innen wären in das Hauptquartier von Biosyn – Dodgsons Unternehmen – einmarschiert und hätten sich geholt, was sie brauchten. Spannungstechnisch auch mit ein bisschen Dino-Verfolgungsjagden nicht unbedingt der Burner, wenn Überraschungen ausbleiben. 

Aus dem Lostopf

Tatsächlich ist der spannendste Moment jener, als der T-Rex mit dem Giganotosaurus um die Vorherrschaft kämpft. Hier fühlt man zum ersten Mal richtig mit. Aber was soll man auch immer Neues erfinden? Da wirft man lieber bekannte Filmstile in einen Topf und zieht dann daraus. Man muss sich fragen: Ist Jurassic World 3 jetzt ein Western-, Indiana Jones-, Thriller-, Horror-, Action-, James Bond– oder doch ein „klassischer“ Jurassic-Film? Von allem vermutlich ein bisschen was, was den Film allerdings nicht wirklich herausreißen kann. Weniger wäre manchmal mehr. 

Ganz anders jedoch ist das Ende des Films. Dieses ist befriedigender als der gesamte Film und exakt so, wie sich so ziemlich jeder Fan der Reihe das Ende gewünscht hat. Schade nur, dass man nicht noch einmal das „Jurassic Park Theme“ von John Williams in seiner vollen Kraft zum Abschied angespielt hat. Wäre das der Fall gewesen, so wäre zwar der Film an sich der vermutlich schlechteste des Franchises gewesen, jedoch mit traumhaft-perfekten Ende. 

Was bleibt, ist ein Film, der mit vielen Parallelen zu seinen Vorgängern und anderen Streifen aufwartet, zeitweise sehr langatmig ist und mit kraftvollem, stimmigem Soundtrack (komponiert von Michael Giacchino) aktuell in den Kinos läuft. Außerdem dürfte manches für „Neueinsteiger*innen“ aufgrund des viel vorausgesetzten Basiswissens nicht sofort klar sein. Ein mehr oder weniger klassischer Jurassic-Streifen, bei dem nicht nur das Zusammenleben zwischen Dino und Mensch zu Generationenkonflikten führt. Aber es ist auch ein Film, der sich für ein perfektes Ende und einer gelungenen Reunion der Stars des ersten „Jurassic“-Films zurecht rühmen kann.

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