Was wir brauchen, ist Zusammenhalt

Jede*r hat die Bilder schon mehrfach gesehen, als Leopold Figl am 15. Mai 1955 den unterschriebenen Staatsvertrag vom Balkon des Schloss Belvedere herzeigte. Die Freude bei der im Schlosspark versammelten Menschenmenge war nicht zu übersehen. Es sind Bilder des Zusammenhalts, der gemeinsamen Freude und der Beerdigung aller Streitigkeiten. Zumindest für den Moment. 

Und heute begehen wir – wie seit 1965 jährlich am 26. Oktober – den Nationalfeiertag. Und doch hat jener Tag, der eigentlich ein Fest des Friedens sein sollte, heuer einen bitteren Beigeschmack. Es waren turbulente Tage und Wochen, ja sogar Monate. Eine Regierungskrise mit einem neuen Bundeskanzler, das Ende des „Ibiza“-Untersuchungsausschusses und die andauernde Corona-Pandemie trugen zu einer wachsenden Spaltung der Gesellschaft bei. Bei den einen ist das Misstrauen in die Regierungsparteien groß, während andere wiederum die Handlungen aufs Schärfste verteidigen. Wiederum andere halten die Corona-Politik und Impfungen für falsch, andere sehen darin den einzigen Weg. Und mittlerweile sind wir an einem Punkt angelangt, wo jede Meinung dermaßen radikalisiert ist, dass Unfrieden entsteht.

Es ist wie bei einem kleinen, im endlosen Meer treibenden Rettungsboot, in welchem Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion oder sonstiger Ansichten sitzen. Gegeneinander zu kämpfen wird keine*n weiterbringen, im Gegenteil. Und sitzen wir nicht auch alle „im selben Boot“? Es ist traurig zu sehen, wie jene Menschen, die eine andere Meinung teilen, ausgeschlossen, verachtet und beschimpft werden. Eine gesunde Demokratie muss alle Meinungen akzeptieren, solange sie auf einem sicheren Fundament stehen. Anstatt zusammen Seite an Seite zu kämpfen, vergisst man schnell, wer der eigentliche Gegner ist. Und darin liegt das Problem: Große Herausforderungen, wie beispielsweise die Corona-Krise eine ist, kann man nicht alleine besiegen, sondern nur zusammen. Umso stärker braucht es daher den Zusammenhalt der Österreicher*innen – wahrscheinlich mehr denn je. 

Wir müssen lernen – egal, welche Meinung wir vertreten – auf andere Menschen mit gegensätzlichen Ansichten offen zuzugehen und das Gespräch zu suchen. Nur auf diese Weise wird man einander besser verstehen und andere Anschauungen respektieren zu lernen. Dies ist die einzige Möglichkeit, um Lösungen und Kompromisse zu finden. Nutzen wir den heutigen Nationalfeiertag, um uns auszutauschen und den Zusammenhalt zu stärken. Denn noch können wir einer Spaltung und Radikalisierung der Bevölkerung entgegenwirken. Wir sollten aus der Geschichte gelernt haben, welche Bedeutung eine entzweite Gesellschaft hat!

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