Der 16. Oktober ist der weltweite „Tag der Wiederbelebung“. In Österreich erleiden pro Jahr etwa 10.000 Menschen einen Kreislaufstillstand und das außerhalb eines Krankenhauses. Kommt es zu einem Kreislaufstillstand, zählt jede Sekunde! Richtiges Reagieren und Handeln ist gefragt, um einen Menschen wieder zurück ins Leben holen zu können.
Bei einem Kreislaufstillstand kommt es durch das Versagen der Pumpleistung des Herzens zum Ausfall des Herz-Kreislaufsystems. Das bedeutet, dass der Blutkreislauf stoppt. Es wird kein Blut mehr durch den Körper transportiert. Dies hat zur Folge, dass lebenswichtige Organe nicht mit ausreichend sauerstoffreichem Blut versorgt werden. Das Gehirn reagiert dabei besonders empfindlich auf den Sauerstoffmangel. Infolgedessen kommt es nach wenigen Sekunden zur Bewusstlosigkeit. Es gibt unterschiedliche Ursachen für einen Stillstand des Herzens, eine häufige ist das Kammerflimmern, eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung. In dieser Situation pumpt das Herz kein Blut durch den Körperkreislauf, es liegt also ein Kreislaufstillstand vor. Schwerste Schädigungen des Herzmuskels, aber auch schwere Herzerkrankungen führen ohne medizinische Behandlung zum Stillstand.
Erste Hilfe-Maßnahmen bei einem Kreislaufstillstand
Bei einem Kreislaufstillstand zählt jede Sekunde! Früh genug mit der Herzdruckmassage zu beginnen, im Fachkreis Thoraxkompression genannt, ist überlebenswichtig. „Je mehr Zeit vergeht, desto größer ist das Risiko, dass eine regungslose Person nicht überlebt!“, so Dr. Joachim Schlieber, stellvertretender Vorsitzender des Österreichischen Rates für Wiederbelebung. Bevor mit der Herzdruckmassage gestartet wird, müssen die Vitalzeichen geprüft werden.
„Je mehr Zeit vergeht, desto größer ist das Risiko, dass eine regungslose Person nicht überlebt!“
Dr. Joachim Schlieber
Wenn man eine regungslose Person vorfindet oder wenn man dabei ist, wenn ein Mensch kollabiert, ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und laut um Hilfe zu rufen, um andere Menschen auf die Notfallsituation aufmerksam zu machen. Als Erstes ist zu prüfen, ob die Person einen Kreislaufstillstand hat oder nicht. Um dies einschätzen zu können, müssen Bewusstsein und Atmung überprüft werden. Um das Bewusstsein zu prüfen, schüttelt man die bewusstlose Person an den Schultern und spricht diese laut an. Anschließend kontrolliert man die Atmung, indem man eine Hand auf die Stirn des Betroffenen legt und mit der anderen das Unterkiefer hochzieht sowie den Kopf überstreckt. Dabei beobachtet man für zehn Sekunden, ob sich der Brustkorb und Bauch gleichmäßig wie bei einer normalen Atmung hebt und senkt.
Sind beide Indikatoren negativ, der/die Betroffene also nicht weckbar und ohne normale Atmung, ist die nächste Handlung, den Rettungsdienst unter der Notrufnummer 144 zu alarmieren. Danach beginnen unverzüglich die Maßnahmen der Wiederbelebung. Natürlich ist von Vorteil, wenn mehrere Menschen am Ort des Geschehens sind. Dabei beurteilt eine Person die Lebenszeichen, die anderen können währenddessen den Rettungsdienst alarmieren und nach einem Automatisierten Externen Defibrillator (AED) Ausschau halten und diesen herbeibringen. Einen solchen Defibrillator findet man zum Beispiel in öffentlichen Gebäuden, größeren Bahnhöfen oder Kaufhäusern. Oft sind die Orte mit einem grünen Schild mit „Blitzsymbol“ oder „AED“ gekennzeichnet.
Die Wiederbelebung
Die Durchführung der Herzdruckmassage ist nicht schwierig. Durch das rhythmische „Drücken“ in der Mitte der Brust können überlebenswichtige Organe ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt werden. Dadurch kann im Notfall das Leben eines Menschen gerettet werden. Einige Helfer haben Sorge, etwas falsch zu machen und beginnen erst gar nicht mit der Wiederbelebung. Dabei ist zu betonen, dass man nichts falsch machen kann, außer nicht zu helfen! Das Wichtigste ist, rechtzeitig mit den Wiederbelebungsmaßnahmen zu beginnen. „Je früher ich mit einer Reanimation beginne, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Person wieder zurück ins Leben geholt werden kann!“, betont der Notfallmediziner Dr. Joachim Schlieber.
„Je früher ich mit einer Reanimation beginne, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Person wieder zurück ins Leben geholt werden kann!“
Dr. Joachim Schlieber
Um die Wiederbelebung zu starten, muss der Oberkörper des Patienten von sämtlichen Kleidungsstücken befreit werden. Knien Sie neben dem Betroffenen und legen Sie einen Ihrer Handballen auf die Mitte des Brustkorbes und die zweite Hand auf die erste. Dann drücken Sie mit durchgestreckten Armen auf den Brustkorb, rhythmisch zwei Mal pro Sekunde, um die erforderliche Frequenz von 100 bis 120 Kompressionen pro Minute zu erreichen. Die Drucktiefe soll ein Drittel der Brustkorbtiefe betragen, bei Erwachsenen sind das fünf bis sechs, bei Kindern drei bis vier Zentimeter. Für den richtigen Rhythmus sorgen Lieder aus dem Netz, wie zum Beispiel „Stay’in Alive“ von Bee Gees oder der Radetzkymarsch.
Nach dreißig Thoraxkompressionen gehört die Atemspende als Mund-zu-Mund-Beatmung dazu. Überstrecken Sie dabei den Kopf des Betroffenen, verschließen Sie mit Ihren Daumen und Zeigefinger die Nase der Person. Atmen Sie tief ein, umschließen Sie mit Ihren Lippen den Mund der Person und beatmen Sie diese durch Ihre Ausatmung, etwa ein bis zwei Sekunden lang. Danach führen Sie die zweite Beatmung durch.
Manche Ersthelfer scheuen sich davor, bei einer fremden und regungslosen Person eine Mund-zu-Mund-Beatmung durchzuführen. Leider verzichten daher manche komplett auf die Maßnahmen der Wiederbelebung. Die weltweiten Reanimationsleitlinien empfehlen für diesen Fall, nur die Herzdruckmassage durchzuführen. Unmittelbar nach dem Kreislaufstillstand ist noch genügend Sauerstoff im Blut. Statt dem 30 zu 2 Rhythmus wird durchgehend gedrückt. „Ab einer gewissen Zeit werden Thoraxkompressionen alleine nicht mehr ausreichen, um ein Überleben zu ermöglichen, man muss die Luft nach einer gewissen Zeit ersetzen!“, erklärt Dr. Joachim Schlieber.
„Ab einer gewissen Zeit werden Thoraxkompressionen alleine nicht mehr ausreichen, um ein Überleben zu ermöglichen, man muss die Luft nach einer gewissen Zeit ersetzen!“
Dr. Joachim Schlieber
Wenn mehrere Ersthelfer vor Ort sind, ist es ratsam, sich in regelmäßigen Abständen – etwa alle zwei Minuten – mit den Thoraxkompressionen abzuwechseln, um diese bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes in bestmöglicher Qualität aufrecht zu erhalten. Weitere Anwesende sollen nach einem AED Ausschau halten und diesen sofort holen, ihn einsetzen und dabei den Anweisungen des Gerätes Folge leisten. Mit der Herzdruckmassage ist erst aufzuhören, wenn entweder die Person selbstständig atmet und wieder einen Kreislauf aufweist, oder wenn professionelle Hilfe durch den Rettungsdienst eintrifft, um die Wiederbelebung zu übernehmen. „In vielen Regionen Österreichs ist es durchaus möglich, dass man innerhalb von zehn Minuten professionelle Hilfe bekommt!“, schildert Dr. Joachim Schlieber.
„In vielen Regionen Österreichs ist es durchaus möglich, dass man innerhalb von zehn Minuten professionelle Hilfe bekommt!“
Dr. Joachim Schlieber
Erste-Hilfe kann Leben retten
Bei vielen Menschen liegt der letzte Erste-Hilfe-Kurs weit in der Vergangenheit. Die einen wurden in der Schule, andere spätestens beim Führerscheinkurs mit der Materie des Helfens näher vertraut. Auf den Auffrischungskurs wird vergessen, obwohl Expert*innen dazu appellieren, das erworbene Wissen alle zwei Jahre aufzufrischen. Viele Rettungsorganisationen bieten Auffrischungskurse an, denn eines ist fix: Erste Hilfe kann Leben retten!
Liebes Redaktionsteam!
Vielen Dank für diesen interessanten und aus gesellschaftspolitischer Sicht wertvollen Artikel. Jegliche Unterstützung zum Thema Wiederbelebung ist hochwillkommen, soll doch diese Fähigkeit so selbstverständlich wie zum Beispiel Radfahren werden.